Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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Lebens, nicht nach dem Gleichgewicht der Macht. Und etwas Tieferes 
kommt in Betracht, als selbst die Gleichberechtigung unter den organi- 
sierten Völkern. 
Kein Friede kann dauern oder verdient zu dauern, der nicht den 
Grundsatz anerkennt und annimmt, daß die Regierungen alle ihre gerechte 
Macht von der Zustimmung der Regierten ableiten, daß es nirgends ein 
Recht gibt, demzufolge die Völker von Machthaber zu Machthaber abge- 
treten werden können, als wenn sie deren Eigentum wären. Ich halte es, 
wenn ich ein einzelnes Beispiel wagen soll, für ausgemacht, daß die Staats- 
männer überall darin einig sind, daß es ein einiges, unabhängiges und 
selbständiges Polen geben sollte, daß weiter die unverletzliche Sicherheit des 
Lebens, des Gottesdienstes, der individuellen und sozialen Entwicklung allen 
Völkern gewährleistet werden sollte, die bis jetzt unter der Macht von 
Regierungen gelebt haben, die einem Glauben und einem Zwecke gewidmet 
waren, der ihrem eigenen feindlich ist. Wenn ich hiervon spreche, so ge- 
schieht dies nicht, weil ich wünsche, ein abstraktes politisches Prinzip zu 
bestimmen, : das denen, die die Freiheit in Amerika aufzubauen gesucht 
haben, immer sehr teuer war, sondern aus denselben Gründen, aus denen 
ich von anderen Friedensbedingungen gesprochen habe, die mir in klarer 
Weise unerläßlich scheinen, weil ich aufrichtig wünsche, die Wirklichkeiten 
aufzudecken. Irgend ein Friede, der diesen Grundsatz nicht anerkennt und 
annimmt, wird unvermeidlich umgestoßen werden. Er wird nicht auf den 
Neigungen, der Ueberzeugung der Menschheit fußen. Der Geist ganzer 
Völker wird gegen ihn gewandt sein und beständig ankämpfen, die ganze 
Welt wird mit ihnen sympathisieren. Die Welt kann nur dann friedlich 
sein, wenn ihr Leben auf einer dauerhaften Grundlage beruht, und eine 
dauerhafte Grundlage kann nicht vorhanden sein, wo der Wille sich auf- 
lehnt, wo keine Ruhe des Geistes und kein Gefühl der Gerechtigkeit, der 
Freiheit und des Rechtes besteht. 
Soweit möglich sollte überdies jedes große Volk, das jetzt nach der 
vollen Entwickelung seiner Hilfsmittel strebt, eines direkten Ausganges zu 
den großen Heeresstraßen der See versichert sein. Wo dies durch Gebiets- 
abtretungen nicht bewerkstelligt werden kann, wird es sicherlich durch 
Neutralisierung der Zugangswege unter allgemeiner Garantie erreicht wer- 
den können, was an und für sich eine Sicherung des Friedens bedeuten 
würde. Keine Nation braucht vom Zugang zu den offenen Wegen : des 
Welthandels ferngehalten zu werden. Der Seeweg muß gleichfalls durch 
gesetzliche Bestimmungen, wie auch tatsächlich frei sein. Die Freiheit der 
Meere ist eine conditio sine qua non für den Frieden. Viele derzeitin Geltung 
stehende Regeln internationaler Uebung werden zweifelsohne einer radikalen Um- 
arbeitung unterworfen werden müssen, um die Freiheit der Meere tatsächlich zu 
gewährleisten und deren gemeinsame Benützbarkeit für die Menschen unter allen 
Umständen zu sichern. Aber der Beweggrund zur Einführung derartiger Aende-
	        
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