Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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ist der Friedensversuch der vier Verbündeten gescheitert. Unter dem Aus- 
hängeschild des Nationalitätenprinzips haben sie als Kriegsziel enthüllt, 
Deutschland, Oesterreich-Ungarn, die Türkei und Bulgarien zu zerstückeln 
und zu entehren. Sie wollen den Kampf bis aufs äußerste. 
So ist eine neue Sachlage entstanden, die auch Deutschland zu neuen 
Entschlüssen zwingt. Seit 21/s Jahren mißbraucht England seine Flotten- 
macht zu dem frevelhaften Versuch, Deutschland durch Hunger zur Unter- 
werfung zu zwingen. In brutaler Mißachtung des Völkerrechtes unterbindet 
die von England geführte Machtgruppe nicht nur den legitimen Handel ihrer 
Gegner, durch rücksichtslosen Druck nötigt sie auch die neutralen Staaten, 
jeden ihr nicht genehmen Handelsverkehr aufzugeben oder den Handel nach 
ihren willkürlichen Vorschriften einzuschränken. Das amerikanische Volk 
kennt die Bemühungen, die unternommen worden sind, um England und 
seine Bundesgenossen zur Rückkehr zum Völkerrecht und zur Achtung vor 
dem Gesetz der Freiheit der Meere zu bewegen. Die englische Regierung 
verharrt bei dem Aushungerungskrieg, der zwar die Wehrkraft des Gegners 
nicht trifft, aber Frauen und Kinder, Kranke und Greise zwingt, um ihres 
Vaterlandes willen schmerzliche, die Volkskraft gefährdende Entbehrungen 
zu erdulden. So häuft britische Herrschaft kalten Herzens die Leiden der 
Welt, unbekümmert um jedes Gebot der Menschlichkeit, unbekümmert um 
die Rechte der Neutralen, unbekümmert selbst um die stamme Friedenssehn- 
sucht bei den Völkern der eigenen Bundesgenossen. Jeder Tag, den das 
furchtbare Ringen andauert, bringt neue Verwüstungen, neue Not und neuen 
Tod, jeder Tag, um den der Krieg abgekürzt wird, erhält auf beiden Seiten 
Tausenden tapferer Krieger das Leben und ist eine Wohltat für die gesamte 
Menschheit. 
Die Kaiserliche Regierung würde es vor ihrem eigenen Gewissen, vor 
dem deutschen Volke und vor der Geschichte nicht verantworten können, 
wenn sie irgend ein Mittel unversucht ließe, das Ende des Krieges zu be- 
schleunigen. Mit dem Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten hatte sie 
gehofft, dieses Ziel durch Verhandlungen zu erreichen. Nachdem der Ver- 
such von den Gegnern mit verschärfter Kampfansage beantwortet ist, wird 
die Kaiserliche Regierung, wenn sie in höherem Sinne der Menschlichkeit 
dienen und sich an den eigenen Volksgenossen nicht versüudigen will, den 
ihr von Neuem aufgezwungenen Kampf um’s Dasein nunmehr unter vollem 
Einsatz aller Waffen fortführen. Sie muß daher auch die Beschränkungen 
fallen lassen, die sie sich bisher in der Verwendung ihrer Kriegsmittel zur 
See auferlegt hat. 
Im Vertrauen darauf, daß das amerikanische Volk und seine Regie- 
rung sich den Gründen dieses Entschlusses und seiner Notwendigkeit nicht 
verschließen werden, hofft die Kaiserliche Regierung, daß die Vereinigten 
Staaten die neue Sachlage von der hohen Warte der Unparteilichkeit wür-
	        
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