Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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neutralen Staaten gerichtet worden sind. Der Reichskanzler schloß mit fol- 
genden Worten: 
„Niemand unter uns wird vor dem Ernst des Schrittes, den wir tun, die 
Augen verschließen. Daß es um unser Leben geht, weiß seit dem 4. August 
1914 jeder, und durch die Ablehnung unseres Friedensangebots ist dieses Wissen 
blutig unterstrichen. Als wir 1914 gegenüber der russischen Generalmobil- 
machung zum Schwerte greifen mußten, da taten wir es in dem Gefühle tiefster 
Verantwortung gegen unser Volk in dem Bewußtsein entschlossener Kraft, 
die da spricht: Wir müssen, darum können wir auch! Unendliche Ströme 
Blutes sind seitdem geflossen. Aber das Müssen und Können werden sie 
nicht wegwaschen. Wenn wir uns jetzt zur Anwendung unserer Waffen 
und schärfsten Waffen entschlossen haben, so leitet uns nichts als nüchterne 
Erwägung aller in Frage kommenden Umstände, nichts als der feste Wille, 
unserm Volke herauszuhelfen aus der Not und Schmach, die uns unsere 
Feinde zugedacht. Der Erfolg steht in höherer Hand. Wir werden ihn 
für unser Vaterland zu erzwingen wissen. Seien Sie überzeugt, meine 
Herren, nichts dazu ist versäumt, alles dazu wird geschehen.“ 
Auf die deutsche Note, welche den verschärften U-Bootkrieg 
den neutralen Staaten unter Warnungen anzeigte, erfolgten Pro- 
teste von allen neutralen Staaten. 
Die Vereinigten Staaten von Amerika aber begnügten sich 
damit nicht. Vielmehr brach ihre Regierung, ohne davon, wie es 
der internationalen Gepflogenheit entsprochen hätte, dieser Regie- 
rung Mitteilung zu machen, die diplomatischen Beziehungen zu 
Deutschland ab. 
20. Wilson erinnerte nach den Zeitungsberichten in einer diesen Schritt 
begründenden Botschaft an den Kongreß an die amerikanische Note vom 
18. April nach der Torpedierung der „Sussex“, ferner an Deutschlands Ant- 
wort hierauf vom 4. Mai und an die Antwort Amerikas vom 8. Mai, in 
der die deutschen Zusicherungen angenommen wurden. Wilson sagte, Deutsch- 
land habe diese letzte Note nicht beantwortet. 
Hierauf zitierte Wilson aus dem deutschen Memorandum vom 31. Jan. 
und sagte: „Angesichts dieser Erklärung, die plötzlich und ohne vorherige 
Andeutung irgendwelcher Art vorsätzlich die feierlichen Versicherungen, die 
in der deutschen Note vom 4. Mai gegeben wurden, zurückzieht, bleibt der 
Regierung der Vereinigten Staaten keine andere Wahl, die sich mit der 
Würde und der Ehre der Vereinigten Staaten vereinbaren ließe, als den 
  
  
° Vgl. hierzu die Rede des Reichskanzlers von Bethmann-Hollweg in 
der Sitzung des Deutschen Reichstags vom 27. Februar 1917, woselbst der 
Reichskanzler auch jene amerikanischen Erinnerungen an den Notenwechsel 
vom 18. April und 4. Mai 1916 in das rechte Licht setzt und ergänzt.
	        
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