Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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den, gewollt und herbeigeführt haben, erleichtert ihre Lage nicht. 
Schwierig ist nun ihre Lage sowohl den eigenen Völkern als den 
neutralen Ländern gegenüber. So ist denn im Zorn über den 
Stand der Dinge etwas vom eignen Stolze abhanden gekommen; 
das Antlitz zeigt den Zustand der Seele und die gemachten Aus- 
fälle sind dazu bestimmt, Wut zu erregen, die Geister vom Ge- 
danken an den Frieden abzulenken, die Neutralen neuerdings durch 
alte, längst widerlegte Märchen gegen die Zentralmächte aufzu- 
regen und aus ihrer Richterruhe herauszudrängen. Es sind Kniffe, 
wie man sie mitunter vor Gerichtshöfen von Anwälten geringeren 
Schlages angewendet sieht, Redensarten, die man unter leiden- 
schaftliehen Kontrahenten auf öffentlichen Märkten zu hören be- 
kommt. 
Es ist wohl möglich, daß da und dort niedrigere Kreise durch 
so che Kunstgriffe bewegt und gewonnen werden, auf die Köpfe, 
die vor dem Kriege schon oder auch erst im Krieg psychologisch 
denken gelernt haben, auf die Gebildeten und Geraden der ganzen 
Welt wirken solche Kniffe nicht. Des Schimpfens ist man müde 
geworden. Zu ernst ist der Menschheit ihr Schicksal geworden, 
Klarheit und Wahrheit und ein höchstes Gütiges, das ist es, wo- 
nach alle Welt sich sehnt. Mit Wut und Keifen wird es Eng- 
land nicht mehr gelingen, auch nur eine einzige neutrale Regie- 
rung, ausgenommen vielleicht sein eigenes Kind, das englische 
Amerika, für sich zu stimmen. 
Was soll es heißen, um nur eines dieser häßlichen Worte 
herauszugreifen, wenn gesagt wird, Deutschland und seine Ver- 
bündeten versuchen durch ihr Friedensangebot schon zum voraus 
vor den Augen der Welt neue Verbrechen zu rechtfertigen? Ge- 
rade dieser Ausfall zeigt so recht deutlich, wie sinnlos wütend 
der Verfasser der Note die Dinge auf den Kopf stellt. Hier geht 
außer der Würde auch noch die Logik in die Brüche. Ist es etwa 
als die Ankündigung neuer Verbrechen anzusehen, daß die Zen- 
tralmächte die Bereitschaft zur Fortsetzung des Kampfes aus- 
sprechen für den Fall, daß der Gegner das Friedensanerbieten
	        
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