Full text: Das Friedensangebot der Mittelmächte.

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zeln zu fälschen und zu verdrehen, systematisch und für die Regel 
mit einer gewissen Meisterschaft. Mit diesem Wegweiser kommt 
man hinter das meiste. Doch ist auch eine gewisse Tappigkeit 
und Plumpheit bei Englands Schritten manchmal zu beobachten. 
Es hat seit langer Zeit mit keiner Großmacht mehr Krieg ge- 
führt. Seine letzten Kriege galten den „kleinen“ Schützlingen in 
Afrika. Daher stellt es sich seinen jetzigen Gegner dümmer vor, 
als er ist, und kämpft und politisiert auch in diesem Kontinen- 
talkriege mit Kniffen und Mitteln, die hier sich weniger eignen. 
Doch muß man sich auch hüten, jenen Wegweiser plump zu 
handhaben, denn zu Englands Listen- und Lügenbegriffen gehört 
es, manchmal den Biederen und Wahrhaftigen zu spielen, mitunter 
sogar sich plump und täppisch, oder clownartig zu benehmen. Das 
kommt daher, weil England es in seinem Weltreiche mit sehr ver- 
schiedenartigen Gegnern, Schützlingen und Untertanen zu tun hat, 
die bald auf eine feinere, bald auf eine gröbere Art behandelt zu 
werden wünschen. Da England seine letzten Kriege mit lauter 
„Kleinen“ geführt und dadurch die Uebung des Umgangs mit Groß- 
mächten im Kriege etwas verlernt hat, so führt es auch diesen 
Krieg diplomatisch teilweise mit Mitteln, Kniffen und Mienen, die 
in einem so großen Unternehmen, in dem die Augen der ganzen 
Welt gerade Englands Schritte und Absichten besonders aufmerk- 
sam beobachten, nicht immer ganz am Platze sind. 
Ein Beispiel eines besonderen Triks ist die Balfournote, 
welche hinter dem Notenwechsel zwischen Wilson und dem Zehn- 
verbande dreinhinkte. 
In Englands führenden Kreisen war das Gefühl zurückge- 
blieben, daß die Note des Zehnverbandes auf Wilsons Gemüt einen 
etwas peinlichen Eindruck gemacht haben könnte, sowohl wegen 
der Tonart als auch wegen des Inhaltes. Die Tonart war ja das 
Aggregat des Zehnklanges, dem die englische Stimme sich nur als 
eine neben neun anderen einfügen durfte. Der Inhalt war die bru- 
tale, nackte Forderung eines Eroberungsprogrammes. Das konnte 
in Wilson üble Stimmung erzeugen, zumal gegen England. Des-
	        
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