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den Sturm heruntergeschüttelt worden, so ist es besser, sie trocken
zu legen, als sie unreif zu verzehren. Aus diesem Grunde ist es
für uns auch jetzt nicht an der Zeit, Schiedsformeln auszusinnen,
die englisch-amerikanischen Ohren etwa wohlklingen könnten. Es
gibt für uns jetzt nur die eine diplomatische Aufgabe, den Bund
der Mittelmächte zu erweitern und zu verdiehten.
Wenig überrascht war man in Deutschland nach der U-Boot-
Note vom 31. Januar 1917 über den Haltungswechsel des Präsi-
denten der Vereinigten Staaten Amerikas. Wir wissen nicht vor-
aus, wie oft er seine Haltung noch wechseln werde und in welchem
Geiste.
Sein Friedensruf im Dezember hinkte demjenigen des deut-
schen Kaisers nach und besaß dadurch wenig selbständige Kraft,
der Wind war ihm aus den Segeln genommen, worüber der ehr-
geizige Präsident wohl schon ziemlich verstimmt sein mochte.
Gleichwohl trat er hervor, denn ein Friede ohne amerikanische
Autorschaft würde ihm noch peinlicher gewesen sein, beruhte doch
sein ganzes Ansehen in seinem Lande wesentlich auf den Ver-
sprechungen, welche er seinen Wählern über die große Bedeutung
und Rolle Amerikas ım künftigen Frieden vorgeredet hatte. Er
trat also hervor in einer schon gleich nicht sehr glücklichen Pose
als Vermittler.
Die Antworten aber, die er erhielt, konnten ihn nicht befrie-
digen. Während die Mittelmächte sein Ziel und seine gute Ab-
sicht lobten, warfen ihm die Zehnverbandsmächte ein Eroberungs-
programm hin, mit dem er nichts anfangen konnte; wenigstens
mußte er sich angesichts dieses Programms erst besinnen über die
Grund- und Kernfrage, ob es ihm denn mit seinem Vermittlungs-
anerbieten wirklich ganz ernst gewesen sei. War es ihm ernst
damit, so mußte er das Eroberungsprogramm des Zehnrerbandes
zurückweisen, war es ihm nicht ernst, so mußte er seine Maske
neu befestigen, denn diese Maske war durch das rohe Zugreifen
des Zehnverbandes verrutscht.
So kam es zum zweiten Versuch, der Botschaft an den