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fechten, Sie können nicht kapitulieren, Sie müssen, und
wenn es mit körperlicher Gefahr wäre, der Vergewaltigung
entgegentreten.“ Je länger Bismarck in diesem Sinne sprach,
desto mehr belebte sich der König und fühlte sich in die
Rolle des für Königtum und Vaterland kämpfenden Offiziers
hinein.
Berlin, den 15. Oktober 1862.
Unterredung mit dem Schriftsteller und hes-
sischen Abgeordneten Dr. Friedrich Oetker,
betreffend den Handelsvertrag mit Frank-
reich, die hessische Verfassungsfrage, die
Entsendung eines diplomatischen Bertre-
ters nach Hessen.“)
Bei einer Besprechung über die Stimmung in Hessen in
betreff des Handelsvertrages mit Frankreich bemerkte Bis-
marck: „Nach meinen Informationen hat sich der Abgeordnete
Cramer gegen den Vertrag, der Abgeordnete Wiegand aber
in aller Wärme dafür ausgesprochen. Wie denken Sie darüber,
und wie werden sich die Stände verhalten?“
Oetker erwiderte, daß er in diesem Punkte mit seinem
Freunde Wiegand ganz übereinstimme, und daß er dafür ein-
stehen zu können glaube, daß eine an Einstimmigkeit grenzende
Mehrzahl des Landtages, wenn nicht volle Einhelligkeit sich
für Preußen aussprechen würde, falls dieses nur, wie dies ja
wohl zu erwarten sei, in der Verfassungsangelegenheit sich
fernerhin des Rechts annehme.
Bismarck: „Die Stellung Preußens zu dieser Angelegen-
heit wird unverändert bleiben. Im Gegenteil beab-
) Oetker, Lebenserinnerungen, Bd. III S. 334. Andere
Stellen aus dieser Unterredung sind bereits in meinem Werk
„Bismarck und die Parlamentarier“, Bd. II S. 20 erwähnt.
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