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durchaus verläßlicher Mann, unser Konsul Dr. Bamberg, den
werde ich Ihnen schicken. Er tut seine Depeschen in einen
eigenen Sack, der erst in Berlin geöffnet wird. Auf diese
Weise bleiben sie vor indiskreten Blicken verschont.“7)
Berlin, den 11. November 1862.
Unterredung mit dem Appellations-Ge-
richtspräsidenten von Gerlach, betreffend
die innere und auswärtige Politik.“")
Im Laufe der einstündigen Unterredung, zuletzt während
Bismarck frühstückte, war derselbe vertraulich und offen über
Erwarten. Er packte seinen Absolutismus aus, als einen
bekannten Differenzpunkt zwischen ihm und Gerlach. Letzterer
tadelte die Worte, die Bismarck gegenüber dem Oberbürger-
meister Haßelbach gesprochen, bei welcher Gelegenheit er ge-
sagt hatte, er hoffe den König für die zweijährige Dienstzeit
zu bestimmen und auf dieser Basis mit dem Unterhause sich
zu vergleichen.
Bismarck gestand diese Rede stillschweigend zu, und ent-
schuldigte sie, und ebenso seine Reden in der Kommission des
Abgeordnetenhauses. Befriedigend äußerte er sich über die
Kreisordnung und Budgetspezialisierung, sagte aber, die Kreis-
ordnungsreform habe ihm der König als Bedingung seiner
Berufung gestellt. Bismarck sprach — für das Parteiwesen
wenig Sinn zeugend — von Gerlachs Idealität im Gegensatz
zu seiner Ueberzeugung: „Man kann auf dem Gebiete des
Konstitutionalismus viel ausrichten durch die ordinären Mittel
*) Graf Seher Thosz sandte demnächst ein ganzes Jahr
lang die gewünschten Situationsberichte an Bismarck ab. Später
wurde er durch äußere Umstände an der Fortsetzung jener Be-
Fvichterstattung gehindert.
) Auszeichnungen von Ludwig von Gerlach, Bd. II S. 218.