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samer Kooperation mit Rußland unterdrücken und somit
rasch ein fait accompli machen, gegen welches die West-
mächte dann vergebens protestieren würden; oder aber, man
kann die Sache sich weiter entwickeln, die Russen und Polen
sich fester verbeißen lassen, dann, falls die Russen Hilfe erbäten
oder gar hinaus geschlagen würden, in Polen einmarschieren
und es — für Preußen in Besitz nehmen.“
Als Bismarck soweit gekommen, äußerte der mit solcher
Mitteilung beglückte Abgeordnete seine Freude über den guten
Humor des Ministers, der ihn mit solchem exquisiten Ball-
scherz regaliere.
Bismarck: „Im Gegenteil, ich spreche ernsthaft von ernst-
haften Dingen, spreche als preußischer Ministerpräsident; Ruß-
land ist längst Polens müde; Kaiser Alexander hat mir selbst
in Petersburg gesagt, die unzivilisiertere Nation der Russen
könne die zivilisierteren Polen nicht beherrschen, die Deutschen
würden das können.“) Es darf nur Personal-Union eintreten,
und die polnischen Abgeordneten würden nicht länger hier
in Berlin, sondern in Warschau tagen.“
Berlin, den 19. Februar 1963•.
unterredung mit dem vortragenden Nat des
Kronprinzen, Geh. Rat Max Dunker über
die polnische Frage.)
Bismarck äußerte: „Die Russen können doch aus
Polen vertrieben werden, und es kann notwendig werden, daß
Preußen einschreitet. Diese Absicht darf man aber nicht vor
der Zeit verraten, damit nicht eine Einsprache von Seiten der
Westmächte erfolgt und die Sache unmöglich gemacht wird.
) Julian Klaczko, Etudes de diplomatie, Paris 1866,
Seite 55.
*.) Bernhardi, a. a. O., Bd. V S. 34.