Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

und den norddeutschen Staaten den Kampf annehmen, oder 
ob nicht eine jede der jenseits des Main gelegenen Regierungen 
nur an sich denken wird? Wenn Oesterreich seine Bezie— 
hungen zu Frankreich in einer Weise ausbildet, daß dadurch 
Preußen selbst gefährdet wird, wenn es den Bund, den man 
hierorts als gemeinsame Versicherungsanstalt gegen Angriffe 
des Auslandes und innere Unruhen aufrecht zu erhalten 
wünscht, benützt, um Preußen von seiner Stellung herabzu- 
drücken, dann allerdings werde auch ich den Weg nach Paris 
zu finden wissen, so fremd mir sonst der Gedanke einer fran- 
zösischen Allianz ist, da sie den Interessen Preußens und 
Deutschlands widerspricht. Zehn Jahre hat Preußen zu 
Frankreich in dem Verhältnis von Josef zur Potiphar ge- 
standen. Noch im Oktober vorigen Jahres habe ich, bei 
meiner Verabschiedung aus Paris, dem Kaiser Napoleon ge- 
sagt: König Wilhelm wolle weder Annexionen, noch über- 
haupt einen gewaltsamen Einfluß auf die deutschen Fürsten 
ausüben.“ 
Berlin, 13863. 
Unterredung mit dem Polen Alexander 
Ritter v. Klobukowski, betreffend den pol- 
nischen Aufstand.“) 
Bismarck empfing auf die Empfehlung eines Herrn von 
Treskow, Klobukowski sehr liebenswürdig, wohl in der An- 
nahme, daß dieser das Haupt der revolutionären Bewegung 
in Polen sei. Treskow forcierte mit allem Nachdrucke den 
Gedanken, daß die aufständischen Polen die Hilfe Preußens 
anrufen. Im vollen Verständnis der Tragweite dieser Anregung 
*) Nach den von dem „Wiener Journal“ am 22. August 
1908 veröffentlichten Stellen aus den bisher unbekannt gebliebenen 
Memoiren des Alexander Ritter v. Klobukowski, der im Polen- 
ausstand von 1863 bis 1864 eine einflußreiche und sehr aktive 
Rolle gespielt hat. 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band I. 6
	        
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