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marck befand sich damals mit dem König in Baden-Baden und
wohnte, wie dieser, in dem bekannten Messner'schen Hause.
Die Herren wurden dem Ministerpräsidenten durch Herrn
von Roggenbach auf der Promenade vorgestellt. Er beschied
sie darauf auf acht Uhr abends nach einem Souper beim König
in seine Wohnung. Der Empfang war außerordentlich freund-
lich und zuvorkommend. Nach einem kürzeren Vortrag A.
Eschers äußerte sich Bismarck etwa folgendermaßen:
„Ich interessiere mich sehr für das Projekt einer Gott-
hardbahn, ich habe auch die Pläne und Ihre übrigen wichtigen
Publikationen mitgebracht, um sie hier mit mehr Mufße, als
dies in Berlin möglich ist, zu studieren. Ich anerkenne auch
vollkommen die Wichtigkeit, welche möglichst gute Eisenbahn-
verbindungen mit Italien für die Handels und Verkehrsin-
teressen Deutschlands besitzen. Für den Osten Deutsch-
lands ist durch die Brennerbahn bereits genügend ge-
sorgt; für den viel handels= und industriereichern Westen da-
gegen genügt die Brennerbahn nicht, für diesen wird allerdings
eine durch das Zentrum der Schweiz gehende Eisenbahnver-
bindung von viel höherem Werte sein. Ich bin aber auch
bereit, Ihnen zur Verwirklichung Ihres Projektes zu helfen,
nur müssen Sie mich dabei in angemessener Weise unterstützen.
Zur Leistung einer Staatssubvention ist in Preußen ver-
fassungsmäßig unbedingt die Zustimmung des Abgeordneten-
hauses notwendig. Dieses hat nun aber, wie Ihnen wohl
bekannt sein wird, die Parole ausgegeben: „Diesem Ministe-
rium keinen Mann und keinen Eroschen.“ Die Initiative für
eine Staatssubvention darf daher, wenn sie Erfolg haben soll,
nicht vom Staatsministerium ausgehen. Man muß also trach-
ten, der Sache eine Wendung zu geben, bei der das Ministerium
durch die öffentliche Meinung gewissermaßen zum Handeln
gezwungen wird, ihm also eine douce violence angetan wird.