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Coups usw. möge Bismarck ihm (Gerlach) nur immer ant-
worten: „Das verstehe ich besser“, und ihn aufs Maul schlagen
— („da würde ich ja meinen Vater schlagen“ warf Bismarck
ein) — aber in jenen obersten Wahrheiten müsse er sich und
seinen Ruf rein und keusch erhalten, selbst in Worten. Ferner
tadelte Gerlach Bismarcks dürftiges, Preußens unwürdiges
Prinzip „Veto“, und sein Hinweisen auf ein Parlament aus
direkten Wahlen des ganzen deutschen Volkes. Dies letztere
verteidigte Bismarck; alle indirekte Wahl sei vom Uebel:;
er wolle eine erste Kammer mit hohem Zensus, wie die
preußische von 1849, an dem die wankenden deutschen Fürsten
einen Stützpunkt finden würden, was Gerlach als unmögliche
Phantasie-Politik bezeichnete. — Vergebens versuchte Gerlach
Bismarck den Begriff des bestehenden Rechts — im Bunde,
und in unserer jetzigen Verfassung — und dessen Reform
wegen nachgewiesener Mängel im Gegensatz zur tabula rasa
klar zu machen. Als Gerlach einige, vielleicht zu reformierende
Mängel der jetzigen Kreisordnung bezeichnete, sagte Bis-
marck: „Das ist ja eine neue Kreisordnung.“
Bismarck war sehr koulant, reell und freundlich, wie
Gerlach nur wünschen konnte, aber alle seine wichtigsten
Bedenken gegen Bismarck blieben unerledigt.“)
Berlin, den 18. November 1863.
Unterredung mit dem Herzog Frievrich von
Schleswig-Holstein, betreffend die schleswig-
holsteinische Frage.“")
Bismarck bemerkte zu Herzog Friedrich: „Ich bedaure
es sehr, daß Preußen dem Londoner Protokoll beigetreten
*) Ueber eine Unterredung mit dem Gesandten von Talle-
yrand am 20. November 1863, betreffend die Preßverordnung;
ogl. Bernhardi a. a. O. Bd. V S. 159.
*) Nach der Aufzeichnung des Herzogs Friedrich. Vgl.