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steht, so wünsche ich, daß derselbe fortdauernd in voller Kennt-
nis der Lage sei; auch das Geheimste werde ich daher bei der
Mitteilung der Depeschen nicht zurückhalten. — Ich vertraue,
bei der Schwere der Folgen, auf des Kronprinzen unbe-
dingteste Verschwiegenheit. Es ist mir gelungen, was den
Meisten unmöglich schien, Oesterreich zur Lossagung vom Lon-
doner Vertrage zu bewegen. Die Selbständigkeit der Herzog-
tümer samt den materiellen Garantien, welche für dieselben
unsererseits gefordert wurden, sind sogleich in der Konferenz
von den Dänen zurückgewiesen worden. Die dynastische Frage
tritt damit in den Vordergrund. Ich habe nichts gegen die
Augustenburger. Es ist von keiner durchschlagenden Bedeutung
für Preußen, 200 bis 300 Quadratmeilen mehr zu besitzen
samt einer halben Million Untertanen, wenn die Vorteile,
die die Herrschaft dieses Territoriums darbietet, auch auf
andere Weise für Preußen gewonnen werden können. Es
handelt sich wesentlich um die Marine. — — Wir brauchen
ferner den Kanal, den wir bereits in London verlangt haben.
Eine Militärkonvention ist erwünscht, aber diese steht nicht
in erster Linie.
Neben solcher Stellung in den Herzogtümern brauchen
wir Garantien für ein konservatives Regiment. Oesterreich
dürfte sich ohne solche unter keinen Umständen entschließen,
den Herzog anzuerkennen. Und auch wir hätten ohne diese
keinerlei Gewähr, daß die gemachten Versprechungen aus-
geführt werden würden oder ausführbar sein würden. Der
Herzog hat die Verfassung von 1848 proklamiert. Sie ent-
hält neben einer breiten demokratischen Grundlage die volle
Ministerverantwortlichkeit. Wenn die Stände, nach dieser
Verfassung gewählt, die Versprechungen des Herzogs nicht
ratihabieren, so sind wir um unseren Vertrag. Wollte der
Herzog dann auch einer renitenten Mojorität gegenüber das
Ministerium ändern, so würde er, Dank dem Gesetze der