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Verantwortlichkeit, Niemanden finden, der es übernähme, den
Vertrag durchzusetzen.“
Und nun kam Bismarck auf die gegenwärtigen Räte
des Herzogs zu sprechen, welche Koburg-Gothasche Beamte
seien, und auf die Korrespondenz, die von Gotha aus mit
den Leitern der preußischen Fortschrittspartei gepflogen worden
sei. „Es ist gegen die Ehre der preußischen Regierung,
Schleswig-Holstein den Dänen abzunehmen, um die Regierung
der Herzogtümer Männern in die Hand zu geben, welche die
Opposition in Preußen gegen die Regierung angetrieben und
angefeuert haben. Bleibt der Herzog von diesen Räten um-
geben, so haben wir zu erwarten, daß wir uns selbst ein zweites
Gotha an der Elbe etabliert haben, daß die Herzogtümer in
analoger Weise regiert werden würden, daß bei uns abgesetzte
Beamte dort angestellt, die oppositionelle Presse unterstützt,
der Fortschritt in Zukunft von Gotha und von Kiel aus
beraten und geleitet werden würde.“
Diesen Auslassungen gegenüber übernahm Dunker die
Verteidigung des Augustenburgers, dessen Rechnung aber bei
Bismarck nicht günstig stand. „Derselbe hat“ — wandte Bis-
marck ein — „von vornherein eine falsche Stellung eingenommen.
Keineswegs habe ich dem Herzog, als er mich am 18. November
v. J.“) besuchte, jede Aussicht auf Unterstützung abgeschnitten,
sondern nur die Schwierigkeiten hervorgehoben, welche einer
solchen im Wege stehen. Trotzdem hat sich der Herzog zuerst
der Demokratie, dann den Mittelstaaten in die Arme geworfen,
und erst, als weder das Eine noch das Andere von Erfolg ge-
wesen, Versuche der Annäherung an Preußen gemacht. Hätte
er nicht von vornherein dem Könige mit Vertrauen seine
Sache in die Hand legen, oder danach wenigstens — was ihm
nicht verweigert worden wäre — die Erlaubnis erbitten sollen,
*) Duncker spricht irrtümlich vom 17. Nov. Cf. oben S. 92.