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würde. Um offen zu Ihnen zu sprechen, wir können die
Annekion machen, wenn wir sie machen wollen. Oesterreich
sieht die Herzogtümer lieber in unseren Händen als in denen
des Herzogs Friedrich. Bayern und Württemberg blicken
mit solcher Besorgnis auf die Errichtung eines demokratischen
Lagers an der Elbe, daß sie demselben eine Vergrößerung
unseres Territoriums vorziehen würden. Beust ist ebenfalls
damit einverstanden. Frankreich gibt die Annektierung in
der Hoffnung zu, uns dadurch mit England und Oesterreich
zu brouillieren; weitere Gegenleistungen verlangt es nicht.
In Bezug auf England könnte die Hoffnung in Erfüllung
gehen, falls die Engländer sich nicht, wie ich glaube, bald in das
fait accompli schickten; in Bezug auf Oesterreich nicht. Ich
handle in der dänischen Frage nicht ohne das Einverständnis
Oesterreichs; auf diesem beruht unsere Sicherheit gegen Frank-
reich. Rußland trachtet schon wieder darnach, sich mit Frank-
reich über die orientalischen Verhältnisse zu arrangieren. In
der Annexrionsfrage hat es vielleicht Bedenken, es würde aber
nicht gegen uns handeln.
Nach dem strengen Rechtspunkt würde das Land in acht
bis neun Stücke zerlegt werden müssen; eine strikte Ausführung
des Rechts ist mithin unmöglich; der Herzog Friedrich könnte
für seine Ansprüche etwa durch Lauenburg und südliche Teile
von Holstein entschädigt werden.“ «
Im weiteren Verlauf des Gesprächs wies Dunker auf die
Stimmung und Ueberzeugung der Bevölkerung in Schleswig-
Holstein hin. Als Bismarck diese doch nur in Holstein starke öf-
fentliche Meinung auf gothaische Agitation zurückführen wollte,
trat Dunker mit Bestimmtheit für die Freiwilligkeit der Kund-
gebungen der Bevölkerung ein; man sehe in dem Rechte des
Herzogs das einzige Mittel, von Dänemark loszukommen:
er habe selber in diesem Sinne empfunden und diese Auffassung
betätigt.