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Kabinett, nachdem es die Personalunion auf das hartnäckigste
festgehalten, setzt nunmehr alles daran, Preußen zu überbieten,
nicht nur in deutscher, sondern auch in Augustenburgischer
Richtung. Der Zweck dieses Vorgehens ist klar. Man will
Preußen dadurch nicht nur den Dank Deutschlands entwinden,
sondern hofft auch dadurch zu erlangen, daß zwischen dem
neuen Herzogtum Schleswig-Holstein und Preußen kein engeres
Band eintrete als das des deutschen Bundes. Dieses täglich
deutlicher hervrortretende Manöver macht eine schleunige Re-
gulierung des Verhältnisses zwischen Preußen und dem Erb-
prinzen von Augustenburg notwendig.
Ich bin dafür, der Kronprinz möge durch ein vertrau-
liches Schreiben den Erbprinzen auffordern, dem Könige
in den nächsten Tagen einen Besuch zu machen. Es würde er-
wünscht sein, wenn dem Erbprinzen dabei angedeutet würde,
daß dieser Besuch aus seinem eigenen Antrieb hervorgegangen
erscheinen müsse, daß er sich zu dieser Reise auf Grund der
Nachrichten entschlossen habe, die ihm über den Stand der
Dinge aus London zugegangen oder auf Grund der durch die
ganze Presse laufenden Nachrichten über die veränderte Stel-
lung, welche Preußen und Oesterreich gegenwärtig seinen An-
sprüchen gegenüber eingenommen. Der Kronprinz wird das
bezügliche Schreiben am besten dem Baron von Richthofen
in Hamburg zugehen lassen mit der Weisung, dasselbe durch
einen Diener nach Kiel hinüber zu senden.
Es liegt im Interesse der preußischen Politik, daß der
Schritt des Herzogs als aus dessen Initiative hervorgegangen
erscheint, daß wir in Wien erklären können, der Erbprinz
habe Se. Majestät von sich aus aufgesucht, und daß der Zweck
dieses Besuches die Besprechung der zukünftigen innern Politik
in den Herzogtümern sei. Die Verhandlung über diese hat
Oesterreich ausdrücklich von Preußen verlangt.“
Im weiteren Verlaufe gab Bismarck dem Mißtrauen
Ausdruck, der Herzog beabsichtige seine Sache nunmehr auf
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band l. 8