— 114 —
Oesterreich zu stellen. Bismarck führte zur Begründung an,
daß Herr v. Biegeleben ihm in Berlin auf der Durchreise
nach London mitgeteilt, der Herzog habe nach Wien geschrieben,
wie es keineswegs in seiner Absicht sei, wenn er zur Regierung
der Herzogtümer gelange, sich dem Systeme Preußens anzu—
schließen; vielmehr werde er auf dem Bundestage stets eine
treue Stütze der österreichischen Politik sein.
Duncker hatte einen harten Stand, die preußische Ge-
sinnung und den ehrenwerten Charakter Herzog Friedrichs
hervorzuheben und seine Freunde Samwer und Francke gegen
die Vorwürfe zu verteidigen, die Bismarck gegen die Un-
zuverlässigkeit und das preußenfeindliche Ränkespiel des Augu-
stenburgischen Lagers erhob.
Berlin, den 1. Juni 1864.
Unterredung mit dem Herzog von Augusten-
burg, betreffend die schleswig-holsteinische
Frage.“)
Die Konversation begann mit Bemerkungen über den
peränderten Stand der Dinge seit dem 18. November 1863
und mit der durch Bismarck bewirkten Verlesung einer Depesche
aus Petersburg, welche über eine Unterredung des Kaisers
von Rußland, wahrscheinlich mit dem damaligen preußischen
Vertreter daselbst handelte. Der Kaiser erklärte danach, daß
er nicht für den Augustenburger sei, vielmehr für den Groß-
herzog von Oldenburg.
Biemarck ging sodann in einem längeren Vortrage die
ganze Entwicklung der Sache durch. „Der jetzige Stand der
*) Diktiert vom Herzog am 2. Juni 1864 teils in Berlin,
teils in Dolzig; bei Karl Samwer a. a. O. S. 731 bis 745.
Diese letztere Quelle ist auch in einer Anmerkung zu Bismarcks
„Gedanken und Erinnerungen“ erwähnt.