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Oetker mußte Bismarck nun nochmals seine Pläne in
betreff des Budgets und des Landtagsabschieds entwickeln.
Bezüglich des ersten Punktes sprach Bismarck sein Einver-
ständnis aus; „den zweiten kann ich nicht so ganz über-
sehen, ich weiß auch nicht, wie weit der König wird gehen
wollen: doch kam man nichts dagegen haben, wenn die
Stände von ihren Rechten Gebrauch machen. Eine di-
plomatische Verwendung habe ich ja bereits zugesagt.“
Oetker: „Und wenn es mit Oesterreich wegen Schleswig-
Holstein zum Bruch kommt?“
Bismarck: „Danm bricht viel. — Wir werden Ihnen
nicht entgegentreten .. Es könnte ja sein, daß
Preußen an Stelle des Bundes die landesherrliche Au-
torität herstellen müßte; dann würde es aber sicher nicht
die jetzige wieder einsetzen.“ Weiterhin kam Bismarck noch
auf einige Einzelheiten, z. B. das Ober-Appellationsgericht,
dann wieder auf Schleswig-Holstein zu reden. „Wäre der
Augustenburger früher so koulant gewesen, wie jetzt, so wäre
man längst weiter.“
Auf Oetkers Bemerkung, daß endlich der innere Hader
in Preußen beigelegt werden möchte, der so viel Kraft weg-
nehme, rief Bismarck: „Sie haben vollkommen recht; aber
mit den jetzigen Leuten ist zu keiner Verständigung zu ge-
langen; die Professoren wollen alles besser wissen, über alles
Aufschluß haben, in alles mit hineinreden, und das geht in der
Politik nicht.“
Als Bismarck später eine ähnliche Bemerkung machte, die
Schale seines Unwillens wiederum auf die Liberalen ausgoß,
und Oetker bemerkte: „Aber Erzellenz, ich gehöre ja auch
zu den Liberalen!“ erwiderte Bismarck: „Das ist richtig,
aber Sie sind ein praktischer, geschäftlicher Mann, kein philo-
sophischer Prinzipienreiter; Sie gehen von links aus, ich von
rechts, und da kommen wir sicher zusammen. —“