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und erhielt darauf von dem Ministerium des Aeußern einen
Brief, der ihn einlud, um 8 Uhr Bismarck zu besuchen.
Hansen sagte: Nachdem, was er in Paris erfahren,
würde Frankreich eintretendenfalls gegen eine Einverleibung
der Elb-Herzogtümer an Preußen nicht viel Einwendungen
erheben, vorausgesetzt, daß Nordschleswig Dänemark zurück-
gegeben werde. Hinsichtlich Englands und Rußlands habe
er Grund zu glauben, daß sie sich gleichfalls biesem Arran-
gement nicht widersetzen würden, während Oesterreich zweifellos
davon nichts würde hören wollen.
Bismarck: „Ich glaube, daß Sie Recht haben, was
die Gesinnungen der französischen Regierung in der Frage
der Herzogtümer anbelangt. Ich denke auch wie Sie, daß
England und Rußland einer Lösung zu Gunsten Preußens nicht
entgegen sein würden. Preußen hat folglich zu überlegen,
ob es die Allianz mit Oesterreich unverändert suchen oder
Nutzen aus den Gefühlen der Sympathie ziehen soll, welche es
bei den anderen Großmächten erwecken würde. Jedoch ist
die Zeit, zwischen diesen beiden Alternativen zu wählen, noch
nicht gekommen und die Frage ist der Lösung noch nicht nahe.
Im Falle aber Preußen Nordschleswig an Dänemark zurück-
geben sollte, bin ich der Ansicht, daß ihm eine Entschädigung
im Süden oder Norden nötig sei.“
Hansen: „Ich gestehe, Erzellenz, daß ich ein wenig über-
rascht bin, wenn Sie auf eine Gebietsentschädigung an-
spielen.“
Bismarck: „Sicherlich spreche ich von einer Gebietsent-
schädigung, da der König von Dänemark die Herzogtümer
ganz durch einen Vertrag formell abgetreten hat. Wenn
Preußen einen Teil derselben abgibt, so muß ihm dafür irgend
ein Aequivalent werden.“
Hansen: „Für Preußen wird es schon schwierig sein,
alleiniger Herr der Herzogtümer zu werden; dabei unter-