Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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einmal vorgetragen. Er ruht nur auf psychologischen Erwä- 
gungen, auf der Ueberzeugung, daß die alte Sympathie des 
Königs für das augustenburgische Haus, welche nur durch die 
Haltung des Herzogs zurückgedrängt worden ist, durch das be- 
zeichnete Verfahren wieder geweckt und wirksam gemacht werden 
kann. Daß die persönliche Freiheit des Herzogs auf preußischem 
Gebiete in keiner Weise beeinträchtigt werden wird, das kann 
ich zusichern.“ 
Im weiteren Verlaufe der Unterhaltung wies Bismarck 
in sehr bestimmter Weise auf die Möglichkeit eines Bruches 
mit Oesterreich hin und erteilte den deutschen Staaten den 
Rat, neutral zu bleiben. 
Pfordten: „Das ist unmöglich, weil ein österreichisch- 
preußischer Krieg auf deutschem Boden sofort die Auflösung 
des Bundes und die Einmischung des Auslandes nach sich 
ziehen würde.“ 
Bismarck: „Vielleicht leiht uns der Kaiser von Ruß- 
land Polen, damit wir uns dort mit Oesterreich duellieren 
können.““). 
*) Nach einem Briefe von der Pfordtens an Samwer d. d. 
München 24. Mai 1865. Ueber die obenstehende Unterredung 
gibt es noch verschiedene andere Versionen, welche indes mehr 
oder minder in das Bereich der Phantasie verwiesen werden 
müssen. Ich rechne dahin die Darstellung in „Schultheiß, Euro- 
päischer Geschichtskalender“ „Memor I Allemagne Nourelle 
S. 213 (derselbe verlegt die Unterredung irrtümlich nach Gastein). 
Vgl. auch die „Neue Preußische Zeitung“ Nr. 193 vom 19. 
August 1865, Sybel a. a. O. Bd. IV S. 154 und Bismarck 
Abgeordnetenhaus-Rede vom 20. Dezember 1866. — Gegenüber 
Beust, welcher unmittelbar nach jener Salzburger Zusammenkunft 
mit dem bayerischen Minister von der Pfordten zusammenkam, 
tat derselbe dieses seines Gesprächs mit Bismarck seltsamerweise 
nicht Erwähnung, was in den Augen des sächsischen Ministers 
allerdings weder gegen noch für die obenstehende Relation etwas 
beweist, „da mein bayerischer Kollege dem Grafen Biomarck Dis-
	        
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