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huldigung“ wirklich verweigern sollten, verlesen werden und
mit der Aufforderung an die Anwesenden, in Masse zu
schwören, endigen sollte, — einer Aufforderung, der vom Volke
unzweifelhaft entsprochen worden wäre. Er versicherte sich
alsdann der Zustimmung des Königs zu dem Dekrete, und
mit diesem kleinen Torpedo in der Rocktasche betrat er am
nächsten Morgen die Kirche. Man sang ein geistliches Lied.
Es folgte eine Predigt des Superintendenten. Darauf wurden
die Vasallen zum Schwur aufgerufen, und siehe da, sie schwuren
ohne Anstand. Die übrigen Stände taten desgleichen. Keine
Bestätigung des Rezesses.
Berlin, den 29. September 1865.
Unterredung mit dem franzöfischen Ge-
schäftsträger in Berlin, Lefevre de Behaine,
betreffend die Ansprache des Generals
Frh. von Manteuffel in Flensburg.)
Bismarck war unangenehm berührt, als gerade am Vor-
abend seiner Abreise nach Biarritz General von Manteuffel,
der preußische Oberbefehlshaber in Schleswig, durch seine am
25. September zu Flensburg gehaltene sogenannte siebenfüßige
Rede einen Zwischenfall herbeiführte, der die wirklichen Ab-
sichten Preußens zu früh enthüllte. „Jedes sieben Fuß lange
Stück Erde decke ich, bevor es abgetreten wird, mit meinem
Leibe,“ hatte Manteuffel dort gesagt. Diese indiskrete Sol-
datenrede setzte den reisefertigen Ministerpräsidenten in große
Verlegenheit. Wenn er sich die Aufnahme in Paris und
Biarritz nicht völlig verderben wollte, mußte er das in Fleus-
burg eschehene so gut es gehen wollte, in mildem Lichte
darstellen.
*) Bericht Lefevres an den Minister Drouyn de l'Huys
d. d. 29. September 1865. Vgl. auch mein Werk „Fürst Bis-
marck und die Diplomaten“, S. 147 f.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“, Band l. 11