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Von Lefevre de Béhaine, dem Vertreter des beurlaubten
Grafen Benedetti zur Rede gestellt, sagte Bismarck:
„Ich bedauere, es sagen zu müssen, die Sprache, die mein
armer Freund vor der Oeffentlichkeit führen zu sollen geglaubt
hat, ist ebenso albern (béte) wie überflüssig. Der König hat
ihm geschrieben, weniger zu reden und nicht seinen Absichten
in einer Frage, wie die der eventuellen Rückgabe Nordschles-
wigs vorzugreifen, — eine Frage, bezüglich deren wir bereit
sind, die erste Gelegenheit zu benutzen, um sie mit der fran-
zösischen Regierung zu erörtern.“ Bismarck zeigte sich trostlos
über die Notwendigkeit, sich von einem Manne trennen zu
müssen, der ihm stets eine aufrichtige Zuneigung eingeflößt
und oft eine sehr nützliche Unterstützung gewährt habe, wenn
es galt, Rückenwendungen des Königs zu überwinden, „bis
zu dem Augenblick, wo Se. Majestät dazu kam, Beschlüsse zu
fassen, die dann unerschütterlich waren und mit leichtem, un-
besorgtem Mute ausgeführt wurden.“
Lefevre: „Ist Herr v. Manteuffel ein Feind Frank-
reichs?“
Bismarck: „Keineswegs, der General ist ein unbeugsamer
Konservativer im Innern; sobald es sich aber um die aus-
wärtige Politik handelt, hat er eine Freiheit des Geistes, die
sonderbar mit seinen karlistischen Leidenschaften kontrastiert.
Die Aussicht auf Vergrößerungen seines Landes, der Ehrgeiz,
dabei mitzuwirken, gehen ihm über alkes. An dem Tage,
wo eine Allianz mit Frankreich möglich würde, trüge er kein
Bedenken, dieser die engen Beziehungen zu opfern, die er
seit Jahren mit dem russischen Hof, mit der Erzherzogin So-
phie (Mutter des Kaisers Franz Josef), der verwitweten Kö-
nigin von Preußen und der Kreuzzeitungspartei unterhält, zu
deren Führern er jetzt gehört. Aber er ist sehr verschieden von
denjenigen Führern, die ihrem Kultus der unbefleckten Glorie