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des Prinzips die Inspirationen des Patriotismus aufopfern,
die letzteren gehen in seinen Augen über alles. Um Preußen
die Erwerbung einer neuen Provinz zu erleichtern, würde er
vor nichts zurückscheunen. Er wäre dann bereit, auch poli-
tische Verbrechen zu begehen.“
Paris, den 5. November 1865.
Unterredung mit dem Dänen Julius Han-
sen, betr. Nordschleswig, das Verhältnis
zu Oesterreich, die Käuflichkeit der Presse.?)
Bismarck bemerkte: „Bezüglich Nordschleswigs hat sich
meine Anschauung nicht geändert; aber gegenwärtig werde
ich mehr als je fordern, daß gewisse strategische Punkte in
preußischen Händen verbleiben. Ich wünsche immer die Lösung
dieser Frage, kann aber für den Augenblick nichts tun, ohne
einen Bruch mit Oesterreich hervorzurufen; dieser Bruch wird
übrigens früher oder später unvermeidlich werden, da die
Interessen Preußens und diejenigen Oesterreichs entgegengesetzt
sind. Die Politik Preußens wird von Oesterreich beständig
bekämpft, besonders in Paris, wo der Fürst v. Metternich
alles tut, um die französische Presse zu gewinnen.“ Bismarck
beklagte sich in allgemeinen Ausdrücken über die Haltung
der Presse und gewisser Tagesschriftsteller: „Gibt man eines
Tages einem Journalisten 2000 Franken, so wird er absolut
schreiben, wie man es haben will; bietet ihm aber am fol-
genden Tage ein anderer 3000 Franken an, so wird er Kehrt
machen, der Meinung des letzten Zahlers sein und seinen ersten
Freund verraten.““)
*) Hansen: A travers la diplomatie Seite 39. Les
coulisses de la dipomatie, Seite 55. Eine Charakteristik
Hansens in der „Voss. Ztg.“ Nr. 38 vom 14. Februar 1875.
*“) Nach einem Briefe Wydenbrucks an Samwer (Sam-
wer a. a. O. S. 551) hatte Bismarck anfangs November 1865
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