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seiten Oesterreichs wirklich die getroffenen Maßregeln rück-
gängig gemacht worden sind, und in welchem Maße. Ich hoffe,
daß Oesterreich diese Bedingung nicht annehmen wird, aber
meine Hoffnung ist nur eine schwache. Ich bin gerne bereit,
zurückzutreten und die Führung der Geschäfte einem liberalen
Ministerium zu überlassen, wenn ein solches Ministerium die
Sache weiter zu führen vermag. Aber ist ein liberales Mini-
sterium in diesem Augenblick möglich und vermag es die
Sache weiter zu führen?“
Schließlich kam Bismarck darauf zurück, daß man die
Bevölkerung Deutschlands für die Bundes-Reform und das
deutsche Parlament in Bewegung zu setzen suchen müsse. Im
südlichen Deutschland werde die Sache wohl gehen; die dortigen
Liberalen würden die Sache wohl ganz von selbst aufnehmen,
weil sie dem entspreche, was sie beständig fordern.
Berlin, den 23. April 1866.
Unterredung mit dem Oberst von Nauch,
betreffend die Wahl des Prinzen Karl von
Rumänien.“)
Bismarck: „Ich habe Sie zu mir bitten lassen, um Ihnen
mitzuteilen, daß nach einem Telegramm des Grafen Goltz die
Pariser Konferenz am Tage vorher mit fünf gegen drei Stim-
men beschlossen hat, die in Bukarest zusammentretende Kammer
habe die Wahl eines einheimischen Fürsten vorzunehmen.
Die Rumänen weigern sich bis dahin noch; sie bestehen auf
einem fremden Fürsten und halten die auf den Prinzen Karl
von Hohenzollern gefallene Wahl aufrecht. Frankreich hat
erklärt, es werde etwaige Zwangsmaßregeln von seiten Ruß-
lands oder der Pforte nicht dulden.
*) Aus dem Leben des Königs Karl von Rumänien, Bd. 1
S. 20.