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Berlin, den 27. April 1866.
Unterredung mit Theodor von Bernhardi,
betr. die Bundesreformfrage und ein deut-
sches Parlament.)
Theodor von Bernhardi, durch ein Billett zu Bismarck
beschieden, wurde von demselben in dessen Arbeitszimmer
empfangen, unmittelbar nach dem badischen Minister v. Rog-
genbach, um seine (Bernhardis) Sendung zu Bennigsen nach
Hannover mit dem Ministerpräsidenten zu besprechen.
Bismarck ging sofort auf die allgemeinen Verhältnisse
über: „Sie können mir glauben, daß ich nicht durch persönliche
Rücksichten bestimmt werde oder durch Berechnungen eines
trivialen Ehrgeizes; es ist mir nicht etwa darum zu tun,
mich in meiner Stellung zu behaupten oder dergleichen —
sondern lediglich um die Sache, um Preußens Größe und
Macht. Dabei sollten die Liberalen mich unterstützen, wenn
sie irgend verständig sind:; sie sollten sich teine Sorgen machen
um das bischen Liberalismus, das sie dabei etwa
einbüßen; das will wenig bedeuten! — Das holen sie nachher
in sechs Wochen wieder ein unter dem ersten besten liberalen
Ministerium — jedenfalls wird unter dem Kronprinzen ein
anderes Regiment eintreten. — Was mich betrifft, so kann es
wohl sein, daß ich nicht imstande sein werde, das begonnene
Werk zu vollenden — daß ich zurücktreten muß; ich würde
das ganz gerne tun, würde ganz gern die Sache in die Hände
eines liberalen Ministeriums legen, — wenn ich nur hoffen
könnte, daß dieses liberale Ministerium imstande sein wird,
sie mit Erfolg zu Ende zu führen. Aber wo sind die Leute
dazu, wo sind die liberalen Minister, von denen man so etwas
erwarten kann? — Wer sind sie? — Schwerin ist doch wahrlich
nicht der Mann.“
*) Theod?#r von Bernhardi, Tagebuchblätter, Bd. VI S. 293.