Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Bernhardi: „Fach-Minister ließen sich allenfalls finden; 
es käme jetzt vor allem auf den Minister der Auswärtigen 
Angelegenheiten an, und der wäre kaum zu finden; der 
fehlt.“ 
Bismarck: „Eben! so ist es! — und wer sollte dieser 
Minister sein? — Usedom? — Der ist ein Konversations- 
Minister; ein liebenswürdiger Feuilletonist, eine geistreiche 
Dame. Oder etwa Goltz? — Nun, der ist zänkisch und 
schwankend. Er weiß sich mit niemand zu vertragen und 
sieht die Dinge von einem Tag zum andeen in sehr verschie- 
denem Licht; bald überschwenglich zuversichtlich und hoffnungs- 
voll, bald wieder ganz entmutigt, himmelhoch jauchzend, zum 
Tode betrübt — so sind seine Berichte aus Paris von einer 
Woche zur anderen verschieden wie Tag und Nacht. Außerdem 
könnte ein liberales Ministerium den König, der ihm nie 
ganz trauen würde, noch weniger als ich zu den energischen Ent- 
schlüssen, bewegen, die gefaßt werden müssen, und die Sache 
würde an dem König scheitern. 
Ueberzeugen Sie die Leute, mit denen Sie sprechen, nur 
ja vor allen Dingen davon, daß die Forderung einer Bundes- 
reform, die ich ausgesprochen habe, keineswegs „ein Not- 
schuß“ ist; nicht etwa ein bloßes Auskunftsmittel, zu dem 
ich in der Verlegenheit gegriffen habe, um herauszukommen, 
sondern: ein Programm. Die Bundes-Reform ist ein Plan, 
der bei mir schon lange feststeht, seitdem ich politisch mündig 
geworden bin. — Politisch mündig bin ich allerdings nicht 
gewesen, als ich vom Lande aus in das öffentliche Leben 
eintrat. Damals habe ich mir das Wesen der konservativen 
Interessen und die Politik Oesterreichs ganz anders gedacht, 
als sie sind; ich habe geglaubt, daß ein redliches Zusammen- 
gehen mit Oesterreich möglich und die Bedingung der Macht 
und Sicherheit Deutschlands und der Ruhe Europas seien. 
Aber als Gesandter am Bundestag habe ich mich bald über- 
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck", Band I. 12
	        
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