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die Lage der Dinge und meine demnächstigen Absichten auf—
zuklären.“
Bennigsen: „Ich werde dafür sehr dankbar sein, unter
der einzigen Bedingung, daß in unserer politischen Unter-
haltung von Hannover nicht gesprochen werden wird.“
Bismarck: „Das sage ich Ihnen gerne zu. — Meine
Absicht ist, sobald Oesterreich besiegt ist, in Deutschland eine
bundesstaatliche Verfassung einzuführen, unter Mitwirkung der
Bevölkerung, welche mit möglichst ausgedehntem Wahlsystem
zu einer Versammlung zur Mitbeschließung der Verfassung
berufen werden soll.“
Berlin, Mai 1866.
Unterredung mit dem Abg. Migquel, betr. die
Beseitigung des preußischen Verfassungs-
Konflikts, die Stellung Hannovers.)
Bismarck: „Ich habe das Bedürfnis gehabt, außer mit
Bennigsen auch noch mit Ihnen mich auszusprechen. Der
Konflikt mit unserem Abgeordnetenhaus kann nicht ewig
währen. Nach einem siegreichen Kriege wird die Regierung
eine Indemnitätsvorlage machen. — Nun möchte ich Ihre
Ansicht darüber wissen; hat Preußen Aussicht auf ein freund-
liches Verhältnis mit Hannover?“
Miquel: „Als Mitglied der Opposition bin ich außer-
stande, diese Frage zu beantworten.“
Bismarck: „Ich wünsche nur, daß sich Hannover neutral
verhält — mehr verlange ich nicht — und daß es an einer
Rekonstruktion der Bundesverhältnisse teilnimmt. Ich hoffe
noch immer, daß ein auf dieser Grundlage mit dem Ge-
sandten von Stockhausen verhandelter Vertrag beiderseitig
ratifiziert werden wird.“")
*) Hermann Oncken, Rud. von Bennigsen, Bd. 1 S. 714, nach
Migquels Zeugenaussage im Prozeß Bennigsen kontra von Dannen-
kerg.
“) Am 17. V. 66 schilderte der Unterstaatssekretär Thile, der
sich damals in der heftigsten Opposition gegen Bismarck befand,