Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Ihre Feindseligkeit macht sich hauptsächlich in Beinamen gegen 
den Minister Luft, den König aber respektieren sie. Ich allein 
habe alles Ueble getan und mir allein wollen sie zu Leibe. 
Mit etwas mehr Unparteilichkeit würden sie vielleicht einsehen, 
daß ich so gehandelt habe, weil ich nicht anders handeln konnte. 
Bei der gegenwärtigen Situation Preußens in Deutschland, 
und Oesterreich gegenüber, mußten wir vor allem eine Armee 
haben. In Preußen ist das die einzige Macht, die disziplinable 
ist... Ich weiß nicht, ob dies Wort französisch ist. Der 
Preuße, der sich auf einer Barrikade den Arm zerschlagen 
ließe, würde ganz beschämt in seine Wohnung zurückkehren, 
und seine Frau würde ihn als Einfaltspinsel behandeln; in 
der Armee jedoch ist er ein bewundernswürdiger Soldat und 
schlägt sich wie eine Löwe für die Ehre seines Landes. Diese 
uns von den Umständen auferlegte Notwendigkeit einer großen 
bewaffneten Macht hat eine Politik des Widerspruchs nicht 
anerkennen wollen. Was mich betrifft, so konnte ich nicht 
schwanken: durch meine Familie, durch meine Erziehung bin 
ich vor alllem der Mann des Königs. Nun, der König hielt 
an dieser Armeeorganisation wie an seiner Krone fest, weil 
auch er in seiner tiefsten Seele sie für unentbehrlich hielt. 
In diesem Punkte konnte ihn niemand zu einer Nachgiebigkeit 
oder zu einem Vergleiche bestimmen. Bei seinem Alter — er 
ist 70 Jahre — und mit seinen Traditionen verrennt man sich 
in eine Idee, zumal wenn man sie für gut hält. Uebrigens 
teile ich hinsichtlich der Armee vollständig seine Anschauung. 
Sechszehn Jahre ist es her, ich lebte als Gutsbesitzer auf 
dem Lande, als mich der allerhöchste Wille als Gesandten an 
den Frankfurter Bundestag berief. Ich war in der Bewun- 
derung, ja, ich möchte sagen, in der Verehrung der öster- 
reichischen Politik auferzogen worden. Ich brauchte nicht viel 
Zeit, um meine Jugendillusionen über Oesterreich aufzugeben, 
und ich wurde sein erklärter Gegner. Die Erniedrigung 
meines Vaterlandes, Deutschland fremden Interessen aufge- 
opfert, eine hinterlistige und perfide Politik, alles das war
	        
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