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da er die Stellung zum Kronprinzen nicht mehr inne hatte. Bis-
marcks Auftrag ging dahin, daß Duncker sich dem kommandie-
renden General zur Verfügung stellen und zugleich die maß-
gebenden Gesichtspunkte des auswärtigen Ministeriums bei
demselben vertreten solle, daß er die Beziehungen zwischen
der Okkupation und dem Lande zu vermitteln, die Behörden
und den landständischen Ausschuß in Tätigkeit zu erhalten und
in eine den preußischen Interessen förderliche Richtung zu
bringen habe. Ohne eine Minute zu zögern, übernahm Duncker
das Kommissorium.
Berlin, Mitte Juni 1866.
Unterredung mit dem Lehrer am Friedrich--
Wilhelm-Gymnasium zu Berlin, Dr. Frichd-
rich Zekeli, betreffend das Eintreten für
dessen Sohn.“)
Vor der Kriegserklärung befand sich der spätere Ber-
liner Stadtbauinspektor und Baurat Fridolin Zekeli im Abi-
turienteneramen auf dem Gymnasium in Wiener-Neustadt,
während sein Vater, der nachmalige Lehrer am Friedrich-
Wilhelms-Gymnasium zu Berlin, Dr. Fr. Zekeli, kurz vorher
naturalisierter Vreuße geworden war. Um zu verhindern, daß
der angehende Student Zekeli, der bereits das militärische
Alter erreicht hatte, bei Ausbruch des Krieges zu den öster-
reichischen Fahnen einberufen würde, ging Dr. Zekeli zu Bis-
marck. Seine Antwort war: „Was sich tun läßt, Ihren
Jungen noch über die Grenze zu bringen, will ich gerne ver-
suchen. Hier haben Sie Papier und Feder. Schreiben Sie
gleich hier an meinem Tisch ein paar Zeilen an Ihren Jungen,
daß er dem Ueberbringer derselben unbedingt Folge zu leisten
hat.“ Dann sich der unterbrochenen Arbeit wieder zuwendend,
diktierte Bismarck im Zimmer auf= und abgehend. Als er
sah, daß der gewünschte Brief fertig geworden, sagte er: „Sie
*) „Schwäbischer Merkur“ Nr. 578 vom 10. Dez. 1901.