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einen so langsamen Galopp, gerade als wäre es ein
Spazierritt die Linden hinunter in den Tiergarten. Da
zuckte es Bismarck doch in Händen und Füßen: er ritt seinen
Dunkelfuchs dicht an die Sadowa heran und versetzte ihr
einen kräftigen Stoß mit seiner Stiefelspitze:; sie machte einen
Satz vorwärts und der König blickte sich verwundert um.
Er schien es bemerkt zu haben, sagte aber nichts.“)
Königgrätz, den 3. Juli 1866.
Unterredung mit dem Kronprinzen Fried-
rich Wilhelm, betreffend die Erfolge von
1866.7)
Der Kronprinz sprach zuerst mit Bismarck über die mili-
tärische Lage, und fragte ihn sodann, welche Resultate er
nunmehr vom Kriege fordere. Bismarck entwickelte klar und
anregend die Forderungen, die einem Frieden zu Grunde zu
legen wären: Ausschluß Oesterreichs aus Deutschland; Einig-
ung des wesentlich protestantischen Norddeutschlands als Etappe
zur großen Einheit; außer dem König von Sachsen sollte
kein Souverän gestrichen, Hessen und Hannover nur so weit
verkleinert werden, wie zur geschlossenen Verbindung der preu-
ßbischen Ost= und Westprovinzen notwendig.
Der Kronprinz bemerkte, daß zunächst die Schlichtung
des inneren Konfliktes in Preußen notwendig sei. Bismarck
stimmte bei und versprach in der Eröffnungsrede der Kammern
*) Aeußerung Bismarcks auf dem Schlachtfelde: „Die Streit-
frage ist entschieden; jetzt gilt es, die alte Freundschaft mit
Oesterreich wieder zu gewinnen.“ Sgybel a. a. O. Bd. V S. 203.
Nach Königsgrätz sagte Bismarck zu einem Freunde, daß der
Anblick des grausigen Schlachtfeldes ihn während einiger Tage
für den Genuß seines Triumphes unempfindlich gemacht habe.
*) Ulrich von Stosch, „Denkwürdigkeiten“ des Generals
und Admirals Albrecht von Stosch.