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diesen entgegenzukommen. Dieses, und daß er zur Durchführung
seiner Pläne die Kraft des Kronprinzen forderte, führte
sie einander näher, und es fand zwischen ihnen eine Art
Aussöhnung statt. Die nächste Konsequenz dieses Vorganges
war, daß der Kronprinz eine Einladung Bismarcks zum Diner
annahm. Langjährige Differenzen wurden hier ausgeglichen.
Horsicz, den 4. Juli 1866.
Unterredung mit dem französischen Korre-
spondenten Bilbort, betreffend Bismarcks
Nachtaquartier. Die Ergebnisse der
Schlacht.“)
Nach dem Sieg von Königgrätz hatte Bismarck den
General Steinmetz auf der Verfolgung des Besiegten begleitet,
er war bis an die Laufgräben von Königgrätz gekommen
und erst spät in der Nacht nach Horsicz zurückgekehrt.
Hier sprach er Vilbort: „Ich starb vor Hunger und vor
Durst, ich fiel vor Ermüdung um. Ich klopfte an mehrere
Türen, keine öffnete sich. Da ich die Geduld verlor, so
zerbrach ich mit meinem Säbelknopf eine Fensterscheibe, doch
ohne mehr Erfolg. Inmitten der tiefen Dunkelheit ließ mich
mein guter Stern unter dem Säulengang am Marktplatz ein
Bund Stroh entdecken, und dort habe ich bis zum Morgen
geschlafen.“
Bismarck teilte Vilbort die ersten Erkundigungen mit,
die er über die Ergebnisse der Schlacht eingezogen hatte.
Er sprach von 10 000 Gefangenen und etwa 50 den Oester-
reichern genommenen Kanonen. Die ganze Tragweite des
Sieges war erst 48 Stunden nach der Schlacht zum Bewußtsein
gekommen.
*) Nach Vilborts Bericht in seinem oben erwähnten Buche.