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auf 14 Tage, 2000 Mann würden vor den Schanzen liegen
bleiben. Bismarck opponierte. „Die bereits begonnene Ein-
mischung Frankreichs gestattet solchen Zeitaufwand nicht mehr,
auch ist es bedenklich, die bisher so günstige militärische Lage
den Chancen eines neuen opferreichen Kampfes auszusetzen.“
Als die Generäle auf ihrer Ansicht beharrten, machte Bis-
marck darauf aufmerksam, daß mit einer Viertelschwenkung
eines Teiles der Armee die Bewegung auf Preßburg gemacht
und die Donau dort mit ungleich leichterer Mühe über-
schritten werden könne. „Entweder werden die Oesterreicher
den Kampf in dann ungleich ungünstigerer Lage annehmen,
oder, was wahrscheinlicher, auf Ungarn ausweichen; dann
ist Wien ohne Schwertstreich zu gewinnen.“ Der König sprach
sich zu Gunsten dieses Vorschlages aus, der dann allerdings
wohl zu langsam und zu spät ausgeführt wurde.
Brünn, den 16. Juli 1866.
Unterredung mit dem Bürgermeister von
Brünn Dr. Giskra über einen Friedens-
schluß mit Oesterreich.)
Bismarck äußerte Giskra gegenüber: „Ich kann Ihnen
nur raten, reisen Sie sogleich nach Wien, um dort die Not-
wendigkeit des Friedens auch im Interesse der Bevölkerung
der Stadt, die Sie zu vertreten haben, zu betonen und wo-
möglich Friedens-Verhandlungen anbahnen zu helfen. Sagen
Sie, daß ich bereit bin, den Frieden in Brünn zu schließen auf
Grund der wesentlichen Bestimmungen, daß mit Ausnahme
Veneziens, welches abzutreten Oesterreich sich bereit erklärt
hat, der Länderbestand Oesterreichs integer bleibt, daß keinerlei
Kriegsentschädigung gezahlt wird, daß in Deutschland der
) Nach Giskras Rede in den österreichischen Delegations=
verhandlungen von 1871. Vgl. auch die „Voss.-Zeitung“ vom
7. August 1870 S. 4 und Memor „L'Allemagne nouvelle
S. 312.