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kann ich ersehen, daß Oesterreich seine deutschen Verbündeten
in Stich lassen wird, indes sind die Einverleibungen, die uns
z. Zt. in Deutschland nicht bestritten werden, in den Friedens-
präliminarien nur dunkel und unbestimmt zum Ausdruck ge-
bracht. Daher könnte es sich auch ereignen, daß Oesterreich,
von Rußland und England angestachelt, sie so zu beschneiden
versuchte, daß der Krieg unvermeidlich wäre. Aber dann
würde es im September dazu kommen, die Jahreszeit wäre
günstiger für uns, und unsere Reserven hätten Zeit gehabt,
das Feldheer zu erreichen .“
Als Govone in Bezug auf die Errungenschaften der
preußischen Waffen bemerkte, daß Preußen ganz Europa in
Staunen gesetzt habe, erwiderte Bismarck: „Um Ihnen die
Wahrheit zu sagen, wir waren selbst noch erstaunter, als
Europa!“")
(Auf die Frage, was Preußen tun würde, wenn
Italien zu dem für den 2. August — unter Vor-
behalt der Ratifizierung seitens Italiens — unterzeichneten
Waffenstillstand seine Zustimmung versagte, antwortete Bis-
marck: „Der im Vertrage vom 8. April vorgesehene Kriegs-
zweck ist erreicht und Preußen wird sich daher auf jenen
Artikel desselben stützen, auf Grund dessen die Zustimmung
der vertragschließenden Parteien zu einem Waffenstillstand
oder Frieden nicht versagt werden kann, wenn Italien Herr
von Venetien ist und Preußen ein entsprechend großes Ge-
bietsstück der österreichischen Monarchie in Händen hat. Kann
ich mir nun von Ihnen offiziell die Zustimmung Italiens
erbitten?“
Govone: „Da der Waffenstillstand erst am 2. August
beginnen soll, werde ich nach Florenz telegraphieren.“ —
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*) In Bezug auf die Schlacht von Königgrätz erzählte Bis-
marck dem italienischen General Govone: „Ich bin immer da-
von überzeugt gewesen, daß unsere Infanterie und unsere Artil-
lerie der österreichischen überlegen sind, aber ich habe durch#rus