Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 233 — 
der Wehrverfassung wird durchgesetzt. Man bringt zunächst 
einen Militärgouverneur hin: — General von Voigt-Rhetz.“ 
Hartmann machte Bismarck darauf aufmerksam, wie 
wichtig es sei, der Stadt Hannover ihren Verkehr zu lassen, 
möglichst einen Hof dorthin zu bringen. 
Bismarck erwiderte, daß dies ganz seine Ansicht sei, 
das könne aber nur der Kronprinz sein. 
Hartmann griff das sehr lebhaft auf, erinnerte Bismarck 
daran, daß die Kronprinzeß auch eine hannoversche Prinzeß sei. 
„Ja, setzen Sie das mal durch!“ war die Antwort. 
Auf die Bemerkung Hartmanns, Hannover sei durch 
und durch konservativ-liberal, seine Staatsdienerschaft bür- 
gerlich, antwortete Bismarck: „Hannover ist nicht so liberal 
wie wir; wir sind ungesund liberal, die Hannoveraner sind 
gesunder. Man irrt sich, wenn man mich nach meiner Oppo- 
sition vom Jahre 1848 her beurteilt. Mit den Ansichten der 
„Kreuzzeitung“ kann man nicht regieren. Es kommt darauf 
an, eine Regierung zu führen nach den Ansichten der Den- 
kenden in der Nation. Die Macht des Königtums in Preußen 
muß gestützt werden durch eine kräftige Armee, sie muß aber 
mit der Meinung der Nation gehen, und es ist die Pflicht jedes 
preußischen Ministers, den Willen des Königs als maßgebend 
anzusehen, zugleich aber den Willen des Königs von der 
Meinung der Nation sich sättigen zu lassen. Die Ansichten 
der „Kreuzzeitung“ könnten vielleicht maßgebend sein, wenn 
der Thronerbe ein Georg V. wäre. Der Kronprinz aber mit 
seinen durch und durch liberalen Anschauungen fordert auch 
vom Ministerium des Königs, das an die Zukunft zu denken 
hat, ein Hinübergehen nach links; eine Achtelschwenkung 
links ist durchaus Pflicht. Hannover ist ein harter, schwer 
verdaulicher Klumpen in unserem Schlunde, aber wir mußten 
es haben, wir konnten nie wieder eine ähnliche Lage dulden, 
als die war, in die wir durch die Politik Hannovers versetzt 
wurden. Wir müssen die territoriale Verbindung mit den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.