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Auf Hohenthal hinterließ die Unterredung den Eindruck,
daß es in dem Willen der preußischen Regierung liege, die
Auseinandersetzung mit Sachsen als eine dilatorische Frage
zu behandeln.
Berlin, den 9. August 1866.
Unterredung mit dem badischen Ministerial-
Präsidenten von Freydorf, betreffend das
Verhältnis Badens zum Norddeutschen
Bund.“)
Bismarck lehnte den Eintritt Badens in den Norddeutschen
Bund, überhaupt die Herstellung eines staatsrechtlichen Ver-
hältnisses des Großherzogtums zu demselben mit Entschieden-
heit ab. Er berief sich auf die vertragsmäßigen Verbindlich-
keiten, welche Preußen in dieser Beziehung sowohl Frank-
reich als namentlich auch Oesterreich gegenüber übernommen
habe. „Aber die Ausdehnung des Norddeutschen Bundes
ist nur eine Frage der Zeit. Es lassen sich Fälle denken,
wo dieselbe unbedenklich erfolgen kann zum Beispiel wenn
Frankreich über seine dermaligen Forderungen hinausgehen
sollte. Auch später ist sie möglich, wenn die süddeutsche Bevöl-
kerung selbst den Anschluß an Preußen entschieden verlangen
würde. Bei der jetzigen Stimmung in Bayern und Württem-
berg aber würde ein solches energisches Verhältnis immer als ein
durch Krieg, Sieg, Frieden erzwungenes angesehen werden
und ein Odiosum bleiben.“
Freydorf bemerkte dem gegenüber, in Baden liege die
Sache anders. Die auf engen Anschluß an Preußen gerichtete
Politik der Regierung finde eine entschiedene Stütze im
Volke, namentlich in dem besseren und gebildeten Teile des-
selben.
*) Georg Meyer, „Die Reichsgründung und das Großherzog-
tum Baden“, Heidelberg 1896, S. 6f.