Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 246 — 
Berlin, den 10. August 1866. 
Unterredung mit dem General Govone, be- 
treffend die volitische Lage.“) 
Als Govone bei Bismarck eingetreten war, sprach dieser 
zunächst über die französischen Forderungen, die er für un- 
annehmbar, töricht und überhaupt derart erklärte, daß Preußen 
seines durch den letzten Krieg gewonnenen Ansehens ganz 
und gar verlustig gehen würde, wenn es auch nur einen 
geringen Teil davon amähme. „Ich bin über die franzö- 
sischen Prätensionen — nach den letzthin abgegebenen, von 
ganz uninteressierten Gesichtspunkten ausgehenden Erklärungen 
des Kaisers und. nachdem Preußen Oesterreich aus Gefälligkeit 
gegen Frankreich geschont hat — aufs Aeufßerste erstaunt. 
Ich werde lieber auf alle Vorteile des letzten Krieges verzichten, 
als Frankreich auf Kosten des deutschen Volkes irgend eine 
Konzession machen. Wenn die Feindseligkeiten wieder be- 
ginnen, und Oesterreich die Waffen wieder aufnehmen sollte, 
werde ich einen Aufstand in Ungarn anfachen und in Böhmen 
wie in Mähren provisorische Regierungen einsetzen; im Kampfe 
gegen Frankreich würde auch ganz Deutschland Preußen fol- 
gen. Ja, ja ..a#usch die Könige würden wider Frankreich 
auf unserer Seite stehen! Ich weiß, daß Frankreich, sowohl 
im eigenen Lande als auch in Belgien viel Pferde ankauft. 
Ich forderte darüber von Benedetti Aufklärung und er 
antwortete: „C'est possible“. Der Kaiser macht jetzt 
eine törichte Politik, wie z. B. in Meriko oder Polen. Die 
alten Parteien sind es, die ihn auf diesen falschen Weg trei- 
ben ... Ich an seiner Stelle hätte versucht, einen Frieden 
zu Stande zu bringen, der den Keim zu einem unversöhnlichen 
*) Nach dem Berichte Govones an den Minister der aus- 
wärtigen Angelegenheiten Cav. Visconti-Venosta d. d. Paris 
den 12. August 1866 a. a. O. S. 272. Eine weitere Version der 
Unterredung findet sich a. a. O. S. 173—176. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.