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eigenen nahen dynastischen Beziehungen, für Württemberg
und für Hessen-Darmstadt die eifrige Verwendung Rußlands,
Rücksichten eintreten zu lassen. — Bezüglich Bayern fallen solche
Gründe der Schonung hinweg, nachdem selbst Oesterreich,
Bayerns Alliierter, welchem die Vertretung des bayerischen
Interesses obgelegen hätte, dasselbe vollständig preisgegeben,“)
und sogar bayerische Landesteile an sich zu bringen Gelüste
gezeigt hat. Preußen ist deshalb angewiesen, sich an Bayern
zu halten.“
Als Erklärung eines solchen Vorgehens wies Bismarck
unter Vorlage von Karten Deutschlands und speziell Bayerns
aus verschiedenen Epochen auf die Art hin, wie Preußen
nach Jena behandelt wurde und wie Bayern um die nämliche
Zeit (die französische) den Sieg ausgebeutet hatte.
Pfordten: „Es wäre vielleicht besser, Bayern gerade
an jene Zeit nicht zu erinnern. — Bayern wünscht nationale
Politik treiben zu können. Preußen möge dies nicht erschweren
— oder durch tiefverletzende Mißhandlung unmöglich machen.
Daß meine Politik stets ehrlich gewesen ist, wird auch die
preußische Regierung zugestehen.“
Bismarck: „Zu ehrlich“, was von bayerischer Seite gerne
akzeptiert wurde — als Garantie für jede zukünftige Allianz.
Im Laufe des Gesprächs ließ Bismarck den Anspruch auf
Kissingen und Hammelburg fallen, behandelte die Zession
eines Teils der Pfalz als offene Frage, ließ dagegen Veille-
täten bezüglich eines Anspruchs auf Bayreuth durchblicken
und trat dann plötzlich im letzten Augenblick mit dem Antrage
eines geheimen Bündnisvertrages zwischen Preußen und
*) Nach der Darstellung des Grafen Vitzthum v. Eckstädt
London, Gastein, Sadowa S. 342 äußerte Bismarck bei den in
Berlin Mitte August 1863 eröffneten Friedensverhandlungen mit
Bayern auf die Frage von der Pfordtens, warum man gerade
Bayern so harte Bedingungen stelle: „Für Bayern interessiert sich
kein Mensch.“ — Als klassischer Zeuge kann Vitzthum allerdings
nicht gelten.