Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 250 — 
eigenen nahen dynastischen Beziehungen, für Württemberg 
und für Hessen-Darmstadt die eifrige Verwendung Rußlands, 
Rücksichten eintreten zu lassen. — Bezüglich Bayern fallen solche 
Gründe der Schonung hinweg, nachdem selbst Oesterreich, 
Bayerns Alliierter, welchem die Vertretung des bayerischen 
Interesses obgelegen hätte, dasselbe vollständig preisgegeben,“) 
und sogar bayerische Landesteile an sich zu bringen Gelüste 
gezeigt hat. Preußen ist deshalb angewiesen, sich an Bayern 
zu halten.“ 
Als Erklärung eines solchen Vorgehens wies Bismarck 
unter Vorlage von Karten Deutschlands und speziell Bayerns 
aus verschiedenen Epochen auf die Art hin, wie Preußen 
nach Jena behandelt wurde und wie Bayern um die nämliche 
Zeit (die französische) den Sieg ausgebeutet hatte. 
Pfordten: „Es wäre vielleicht besser, Bayern gerade 
an jene Zeit nicht zu erinnern. — Bayern wünscht nationale 
Politik treiben zu können. Preußen möge dies nicht erschweren 
— oder durch tiefverletzende Mißhandlung unmöglich machen. 
Daß meine Politik stets ehrlich gewesen ist, wird auch die 
preußische Regierung zugestehen.“ 
Bismarck: „Zu ehrlich“, was von bayerischer Seite gerne 
akzeptiert wurde — als Garantie für jede zukünftige Allianz. 
Im Laufe des Gesprächs ließ Bismarck den Anspruch auf 
Kissingen und Hammelburg fallen, behandelte die Zession 
eines Teils der Pfalz als offene Frage, ließ dagegen Veille- 
täten bezüglich eines Anspruchs auf Bayreuth durchblicken 
und trat dann plötzlich im letzten Augenblick mit dem Antrage 
eines geheimen Bündnisvertrages zwischen Preußen und 
*) Nach der Darstellung des Grafen Vitzthum v. Eckstädt 
London, Gastein, Sadowa S. 342 äußerte Bismarck bei den in 
Berlin Mitte August 1863 eröffneten Friedensverhandlungen mit 
Bayern auf die Frage von der Pfordtens, warum man gerade 
Bayern so harte Bedingungen stelle: „Für Bayern interessiert sich 
kein Mensch.“ — Als klassischer Zeuge kann Vitzthum allerdings 
nicht gelten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.