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Berlin, Ende März 1867.
unterredung mit dem Abgeordneten von
Bennigsen, betreffend die Luxemburger An-
gelegenheit.“)
Von dem Wurnsche beseelt, die wegen der Abtretung von
Luxemburg an Frankreich wachsende Beunruhigung der Ge-
müter in Deutschland zu beschwichtigen, lud Bismarck Ende
März den Reichstagsabgeordneten von Bennigsen zu sich ein
und verabredete mit demselben eine in den nächsten Tagen
im Reichstag zu stellende Interpellation, wobei dann Bennigsen
den nationalen Widerspruch gegen die Abtretung betonen,
Bismarck aber ruhig antworten würde.“)
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In Besprechungen über die Verfassung des norddeutschen
Bundes zwischen Bismarck, Bennigsen, Forckenbeck und Unruhe
am 10. und 12. April 1867 lehnte Bismarck mit der größten
Bestimmtheit ab, in die Einrichtung verantwortlicher Bundes-
ministerien zu willigen, vor allem mit Hinweis auf die
preußische Organisation, die ihm als Ministerpräsidenten kei-
nen genügenden Einfluß gewähre. Als Bennigsen den Versuch
machte, Diäten für die Reichstagsabgeordneten durchzusetzen,
*) Sybel, a. a. O. Bd. VI S. 108 nach einer Mitteilung
Bennigsens an Sybel.
*.) In einem an seine Gemahlin gerichteten Briefe Bennig-
sens d. d. Berlin 7. April 1867 heißt es von Bismarck: „Die
Nachwirkungen der Krankheit und die furchtbare Verantwoartlich-
keit, die auf ihm lastet, machen aber sein leidenschaftliches und
herrschsüchtiges Naturell so reizbar, daß in voriger Woche meh-
rere Tage alles am Ende schien und er ganz ernsthaft gegen
Vertraute von Auflösung des Reichstages, Appellation an die
Zustimmung der Urwähler usw. geredet hat, seiner ganz in
Verzweiflung über seine Aufregung geratenen konservativen G#de
am Sonnabend auch mal wieder erklärt hat, er gehe gar nicht
wieder in den Reichstag, wenn der seinen Worten nicht Folge
leiste.“ Hermann Onken Rud. v. Bennigsen, Bd. II S. 341.