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einer solchen Kardinalfrage eine Ausnahme machte und leben-
diger würde.“
Den Antrag, meinte Wilmowski, könnte wohl besser ein
anderer stellen, da man vielleicht wisse, daß er der Rechts-
bevollmächtigte Bismarcks sei.
Bismarck: „Senieren Sie sich nicht, ich bin nicht so
empfindlich. Wenn's freilich der „Württemberger Beobachter“
herauskriegt — und das kann wohl sein — dann wird rai-
sonniert. Das muß man aber ertragen, wenn man nicht
bloß für Frau und Kinder lebt. In Paris freilich wird jeder
Schritt zur Annäherung zwischen Nord= und Süddeutschland
als ein Stich angesehen, und sie geben es deutlich genug zu
verstehen, daß sie für solche Stiche sehr empfindlich sind.
Wie hat man mich doch bei meiner kürzlichen Anwesenheit
daselbst gequält, ich sollte das Zollparlament in den ersten
drei Jahren nicht zusammen kommen lassen. Aber gerade!
Das muß gleich kommen.“
gleichsalls Wilmowski gegenüber gemachte Aeußerung über
Napoleon ansehen: „Er hat seit sechs Jahren nichts als Fehler
gemacht; die abenteuerlichen Unternehmungen in Amerika, einem
Lande, wo Frankreich noch nie EGlück gehabt hat und auch gar
nichto zu suchen und zu wünschen hat, und die Halbheiten für
und gegen Italien und ebenso für den Papst! Das ist gerade,
wie wenn man jemanden mit raffinierter Berechnung nur halb
satt machen wollte, damit er das Gefühl der Befriedigung jeden-
falls nicht bekommt und immer noch was zu wünschen äbrig hat.“
Im August 1867 erfuhr Kleist-Retzow bei einem Besuche
in Varzin, daß Bismarck „völlig sicher wegen jeder Kriegslust
Napoleons“ sei. Kleist-Retzow, Ein Lebensbild von Dr. Hermann
von Petersdorff. S. 403.
Als Bismarck zwischen dem 4. und 9. August 1867 den Re-
gierungspräsidenten Gustav von Diest auf der Promenade in Ems
im Reiserod begegnete, fragte er ihn, woher er käme. „Von Sr.
Majestät.“ — „In diesem Kostüm?o“ — „Ja, er hat es mir
befohlen.“ — „Mir nicht.“ Um sich für die Vorträge beim König
auch seinerseits nicht umkleiden zu müssen, trug Bismarck später
die Uniform der 7. Kürassiere. Er brauchte dann nur den Helm
aufzusetzen. Gustav v. Diest Erinnerungen, Berlin 1898, S. 16.