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Berlin, den 27. und 28. Oktober 1867.
Unterredung mit dem baperischen Minister-
präsidenten Fürst Hohenlohe und dem
Freiherrn von Thüngen über die Erlan-
gung eines bayerischen Beto in Zollvereins-
sachen und das künftige Zollverhältnis Bay-
erns.“)
Bismarck lehnte das erbetene Zugeständnis konsequent
ab. „Wemnn die Verwerfung des JZollvereinsvertrags durch
die Kammern die Kündigung des Zollvereines herbeiführt, so
kann doch innerhalb sechs Monaten der Antrag auf Eintritt
Bayerns in den Zollverein gestellt werden, in welchem Falle
für Bayern die jetzt zugestandenen Vorteile gewahrt werden.
Die Regierung muß aber dann sogleich eine Garantie ihres
festen Entschlusses auf ihr Beharren geben. Preußen wird
von seinem Veto nicht Gebrauch machen, außer wenn die
Existenz oder die Einkünfte des Zollvereines bedroht werden.
Bayern ist am Ende des Krieges, von allen Seiten verlassen
und zum bedeutendsten Teil von preußischen Truppen okku-
piert, in besonders übler Lage gewesen. Ich habe den Be-
weis geliefert, daß es mir um bleibende Schädigung Bayerns
nicht zu tun ist; ich wünsche nur in Frieden und Freundschaft
zu leben. Ich erkenne an, daß Bayern die Initiative zur
Ordnung der süddeutschen Verhältnisse gegenüber dem nord-
deutschen Bund zukommt. Deshalb habe ich auch dem
Drängen Badens, nach Eintritt in den norddeutschen Bund,
welches gefährliche Verwicklungen hätte zur Folge haben
können, ein entschiedenes Nein entgegengesetzt.“
Speziell Thüngen gegenüber, der die Befürchtung
ußerte, Bismarck wolle durch den Zollverein Bayerns
Selbständigkeit untergraben, bemerkte Bismarck (ironisch):
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Hohenlohe -Schillingsfürst,
a. a. O.