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sah sie prüfend an, nahm sie sogar eine nach der andern
heraus und prüfte sie aufmerksam auf ihre Güte und wählte
dann langsam und bedächtig die Havanna. „Sehr fein,“
sagte er gleichmütig. Dies beruhigte mich außerordentlich.
Wenn Moltke so viel Zeit und Aufmerksamkeit auf die Wahl
einer Zigarre verwenden kann, dachte ich, können die Dinge
nicht besonders schlimm liegen. In der Tat hörten wir ein
paar Minuten später die Kanonen des Kronprinzen, bemerkten
unruhige und verwirrte Bewegungen in den österreichischen
Stellungen und die Schlacht war gewonnen.“
Schurz sagte, die Amerikaner hätten die Ereignisse mit
der größten Spannung verfolgt und wären zurzeit sehr über-
rascht gewesen, daß der Friede so bald auf die Schlacht von
Königgrätz gefolgt sei, und daß Preußen den Sieg nicht
besser ausgenützt hätte.
Bismarck entgegnete, der schnelle Friedensschluß wäre
vielen sehr überraschend gekommen, er hielte ihn aber für das
Beste, was er getan hätte. Er hätte ihn gegen den Wunsch
des Königs und der Militärpartei durchgesetzt, die sehr stolz
auf den großartigen Sieg der preußischen Waffen gewesen
wären und meinten, ein so großer Erfolg müsse eine größere
Belohnung erfahren. Aber die Staatskunst erforderte, daß
das österreichische Kaiserreich, dessen Existenz für Europa not-
wendig sei, nicht ganz zertrümmert oder zu einem bloßen
Bruchstück reduziert wurde. Es müsse zum Freunde werden
und als Freund dürfe es nicht ganz machtlos sein. Preußen
hatte in diesem Kriege nur um die Führerschaft in Deutschland
gekämpft; durch den Erwerb von österreichischen Provinzen
mit einer Bevölkerung, die sich dem preußischen System nicht
eingefügt hätte, wäre jene Führerschaft aber nicht gekräftigt,
sondern geschwächt worden. Ueberdies meinte der Kanzler,
daß man angesichts eines so entscheidenden Erfolges der Preußen
klug daran getan hätte, weitere Gefahren und Opfer zu meiden.
„Die Cholera war unter den Truppen aufgetaucht und es bestand