Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

— 319 — 
hauses, des Reichstages des norddeutschen Bundes und des 
Zollvereines und die damit verbundenen Friktionen noch 
erhöht würden. Sollte es gleich wohl zu einem süddeutschen 
Parlament kommen, so könnten die Wahlen dazu füglich mit 
denen zum Zollparlament verbunden werden. Ich glaube 
übrigens nicht, daß Bayern und Württemberg auf diese Kom- 
bination eingehen. Bayern schon um deswillen nicht, weil 
es ein mehr, einen Südbund anstrebt. Der letztere wird aber 
niemals etwas Definitives werden, vielmehr nur die Ueber- 
gangszeit ausfüllen. Die Hauptsache ist, daß zunächst alles 
vermieden wird, was als Zwang angesehen wird und den 
süddeutschen partikularistischen Widerstand nur noch steigern 
würde. Vor Frankreich hege ich keine Besorgnis und wenn 
trotz der Zustimmung Bayerns das nationale Ziel ohne Krieg 
nicht erreicht werden kann, so bin ich darauf gefaßt.“ 
Berlin, den 27. April 1868. 
Unterredung mit dem bayerischen Minister- 
präsidenten Fürsten Hohenlohe-Schillings- 
kürst, betrefkend das Zollparlament, die 
süddeutsche Festungsfrage und die Even- 
tualität eines Krieges mit Frankreich. ) 
Ueber das Zollparlament äußerte sich Bismarck zurück- 
haltend. Er sprach die Hoffnung aus, daß alles ruhig ver- 
laufen werde. Darauf lenkte sich das Gespräch auf die Fe- 
stungsfrage, wo er seine Uebereinstimmung mit dem Plan 
der Auseinandersetzung des Bundeseigentums aussprach, die 
Rotwendigkeit hervorhob, daß Bayern bei der Frage der 
Verwaltung und der Besatzung von Ulm die vorwiegende 
Stellung haben müsse, daß Württemberg mehr bei Rastatt 
beteiligt sei, und daß es Preußen nicht einfalle, die süd- 
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe= 
Schillingsfürst Bd. I S. 306.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.