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hauses, des Reichstages des norddeutschen Bundes und des
Zollvereines und die damit verbundenen Friktionen noch
erhöht würden. Sollte es gleich wohl zu einem süddeutschen
Parlament kommen, so könnten die Wahlen dazu füglich mit
denen zum Zollparlament verbunden werden. Ich glaube
übrigens nicht, daß Bayern und Württemberg auf diese Kom-
bination eingehen. Bayern schon um deswillen nicht, weil
es ein mehr, einen Südbund anstrebt. Der letztere wird aber
niemals etwas Definitives werden, vielmehr nur die Ueber-
gangszeit ausfüllen. Die Hauptsache ist, daß zunächst alles
vermieden wird, was als Zwang angesehen wird und den
süddeutschen partikularistischen Widerstand nur noch steigern
würde. Vor Frankreich hege ich keine Besorgnis und wenn
trotz der Zustimmung Bayerns das nationale Ziel ohne Krieg
nicht erreicht werden kann, so bin ich darauf gefaßt.“
Berlin, den 27. April 1868.
Unterredung mit dem bayerischen Minister-
präsidenten Fürsten Hohenlohe-Schillings-
kürst, betrefkend das Zollparlament, die
süddeutsche Festungsfrage und die Even-
tualität eines Krieges mit Frankreich. )
Ueber das Zollparlament äußerte sich Bismarck zurück-
haltend. Er sprach die Hoffnung aus, daß alles ruhig ver-
laufen werde. Darauf lenkte sich das Gespräch auf die Fe-
stungsfrage, wo er seine Uebereinstimmung mit dem Plan
der Auseinandersetzung des Bundeseigentums aussprach, die
Rotwendigkeit hervorhob, daß Bayern bei der Frage der
Verwaltung und der Besatzung von Ulm die vorwiegende
Stellung haben müsse, daß Württemberg mehr bei Rastatt
beteiligt sei, und daß es Preußen nicht einfalle, die süd-
*) Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe=
Schillingsfürst Bd. I S. 306.