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deutschen Staaten, namentlich Württemberg und Baden, durch
Herauszahlenlassen von Geldern zu benachteiligen. „Es handelt
sich darum, Süddeutschland verteidigungsfähig zu machen.
Man muß sich über die Unterhaltung von Mainz, Rastatt
und Ulm verständigen. Dies wird sich dann bei der Bera-
tung über die Auseinandersetzung des Bundeseigentums
schon ergeben. Was den Krieg mit Frankreich anbetrifft, so
ist es ebenso unmöglich, darüber etwas Sicheres zu sagen, als
über das Wetter, welches im Juli sein wird. Doch glaube ich
nicht an den Krieg, da Frankreich sich zweimal besinnen wird,
ehe es mit Deutschland anbindet. Der französische Kriegs-
plan besteht darin, in Süddeutschland mit fünfzigtausend
Mann einzufallen und diese Staaten zur Neutralität zu
zwingen. Da wird dann ein schwieriger Moment für Süd-
deutschland kommen, denn Preußen wird zwar sofort zwei-
hunderttausend Mann bei Koblenz und bald 500.000 dort
haben und damit auf Paris marschieren, allein dazu gehört
Zeit. Sind die Süddeutschen gerüstet und könnten dieselben
die Franzosen aufhalten, um so besser.“
Berlin, den 7. Mai 1868.
Unterredung mit dem Abgeordneten Dr.
Hans Blum, betreffend die Eintreibung
einer deutschen Forderung bei der ser-
bischen Regierung.“)
Dr. Blum nahte sich in einem uninteressanten Augenblick
der Reichstagsverhandlung Bismarck, verbeugte sich und
stellte sich vor: „Dr. Blum-Sachsen.“
Bismarck: „O, ich kenne Sie schon lange, womit kann
ich Ihnen dienen?“
Blum: „Ich möchte eine einzige Frage an Exzellenz
richten — in einer amtlichen Angelegenheit, wenn Sie ge-
statten? Ein deutscher Bergwerks-Ingenieur der spanischen
*) Dr. Blum „Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bis-
mard“. S. 25.