Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

rli 
— 326 — 
wiesen, frei und ungehindert und ohne sich überwacht zu 
fühlen, seine Stimme abgibt, wird die Regierung vielleicht 
mit Ausnahme der großen Städte — in der Regel auf eine 
Mehrheit rechnen dürfen. Kinderkrankheiten werden aller- 
dings mitunter vorkommen.“ 
Auf den Einwand, ob nicht gerade auf dem Lande bei 
dieser Wahlart die Pfarrer einen ungebührlichen Einfluß er- 
halten würden, erwiderte Bismarck: „Man hat einmal sagen 
können: in Radetzkys Lager sei Oesterreich; ebenso darf man 
mit vollem Rechte sagen: in den Zeiten nach Jena war 
Deutschland in den protestantischen Pfarrhäusern; also dieser 
Einfluß wird nur gut tun. Und was die katholischen Geist- 
lichen betrifft, so habe ich auch zu ihnen das Vertrauen, 
daß sie — wenigstens bei uns — vor allem Preußen sind, 
und dann erst katholische Geistliche, die Polen und die im 
Collegium Germanicum erzogenen, natürlich ausgeschlossen. 
Aber alle Fünfer kann man nicht gerade machen.“ 
Varzin, ca. 10. Oktober 1868. 
Unterredung mit dem Grafen Alexander 
Keyserling, betreffend Bismarcks Ehrgeiz, 
seine Ministerkollegen, die Eventualität 
eines Krieges mit Frankreich, die Wieder- 
herstellung einer französischen Republik, die 
russischen Ostseeprovinzen.“) 
Bismarck: „In meiner ersten Jugend bin ich ehrgeizig 
gewesen, später hat aber dieses Gefühl bei mir ganz auf- 
gehört, und nun ist mir die Politik und das ganze politische 
Wirken ein Ekel! Es handelt sich um wichtige Verbesserungen 
  
  
*) Graf Alexander Keyserling. Ein Lebensbild aus 
seinen Briefen und Tagebüchern zusammengestellt von seiner Tochter 
Freifrau Helene von Taube von der Issen. Bd. I S. 
544—545.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.