— 343 —
Forckenbeck blieb höflich, aber fest und meinte, die Ver-
öffentlichung der Zustände jetzt sei sehr gefährlich dem In-
und Auslande gegenüber. Jedenfalls könne dieselbe eine Be-
willigung im Reichstage nicht zur Folge haben. Bismarck
solle dem Reichstage die Steuern nicht vorlegen, die preußi-
schen Dinge vielmehr mit dem preußischen Landtage ver-
handeln. Seien die Zustände wirklich so schlecht, so müßte
das Parlament zwar helfen, nicht aber ohne die Gewährung
von Garantien für die Zukunft, d. i. jährliche Bewilligung
der Klassen= und Einkommensteuer nach Quoten. Es sei bei
dem Zustande des Landes unmöglich, jetzt die Verantwortung
für neue Steuern zu übernehmen.
Mai 1869.-)
Unterredung mit dem Geh. Justizrat von
Wilmowski, betreffend die nationalliberale
Partei.
Bei Besprechung des Steuerbewilligungsrechtes des
preußischen Landtages, welcher die damaligen Steuervorlagen
der Minister ablehnte, sagte Bismarck: „Die Nationallibe-
ralen wollen aus der Steuerfrage eine Machtfrage gegen die
Krone machen und deshalb die Steuereinnahme kontingen-
tieren und nur zeitweise bewilligen; darauf geht der König
niemals ein. Der Kronprinz freilich wird sich später alles
gefallen lassen!“
Berlin, Mitte Mai 1869.
Aeußerung, betreffend die Steuerreform im
norddeutschen Bund.
Bismarck erbat sich für die Verhandlung über die Steuer-
vorlage im Reichstag eine Mitteilung des preußischen Finanz-
ministers an den Bundeskanzler über das finanzielle Be-
— — —
*) Ort der Unterredung vermutlich Berlin, vielleicht auch
Varzin.