Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Berlin, den 22. Februar 1870. 
Unterredung mit einem süddeutschen Po- 
litiker, betreffend Badens Eintritt in den 
norddeutschen Bund. 
In Anknüpfung an einen Artikel der „Nationalzeitung“ 
bemerkte Bismarck: „Von gewisser Seite werde ich gedrängt, 
die entgegenkommenden Dispositionen in Baden zu benützen, 
um Baden zum Eintritt in den Bund zu bestimmen und hiezu 
die Hand zu reichen. Morgen bei Verhandlung des Juris- 
diktions-Vertrages werden sich im Reichstag Redner in diesem 
Sinne aussprechen." Wo diese Bestrebungen ernst gemeint 
sind, erscheinen sie verfrüht; ich kann übrigens nicht glauben, 
daß sie von der Mehrzahl der besonnenen Männer in Baden 
geteilt werden. Ich trage Bedenken, diesem Lande zum 
Lohne für patriotisches, entgegenkommendes Verhalten eine 
Stellung zu bereiten, die es ohne Miteintritt von Bayern und 
Württemberg unangenehm empfinden würde. Baden würde 
sich dann gewissermaßen in einer insularen Lage befinden. 
Für einige Zeit kann immerhin die Partei des Vertrags- 
bruches in Bayern und Württemberg Fortschritte machen, 
dem Bund können von außen kriegerische Verwicklungen be- 
reitet werden. Für diesen Fall kann sich Baden nicht unbe- 
dingt die Hände binden, wie sie einem Bundesangehörigen 
gebunden sind, der keine Wahl hat, als seiner Bundespflicht 
zu genügen. Baden würde sich von neuem in die falsche 
Stellung begeben, die es 1866 so schwer empfunden hat. Es 
muß ihm volle Freiheit gewahrt werden, den Umständen 
gemäß zu handeln. Im Interesse der von ihm vertretenen 
Sache kann es unbedingt mehr leisten, als gleichberechtigter 
Dritter im Rate der lose gebundenen süddeutschen Staaten, 
*) Lasker sprach in diesem Sinne.
	        
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