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Todesstrafe gestimmt hatte, bat Bismarck denselben in sein
Zimmer und bemerkte: „Ich habe Sie zu mir bitten lassen,
um Ihnen in dieser Stunde, von der ich hoffe, daß sie für ganz
Deutschland segensreich sein wird, ein Bündnis anzubieten.
Nicht ein Bündnis zwischen uns, nicht ein Bündnis zu Gun-
sten eines Lebenden, sondern ein Bündnis zu Gunsten eines
Toten. Ich möchte Sie bitten, daß Sie, wenn jemals wieder
Ihr Vater von den Herren, die heute Ihre Abstimmung mit
ihrem „Pfus“ begleiteten — den Herren Bebel und Liebknecht
— dadurch herabgewürdigt werden sollte, daß sie ihn für
einen der ihrigen erklären, daß Sie dann über alle Macht ver-
fügen wollen, die ich etwa besitze, namentlich in der Presse,
um dieses Bild rein zu halten. Ich bin damals, 1848 und die
Folgezeit, ein scheußlicher Junker gewesen. Ich würde Ihren
Vater auch haben erschießen lassen, wenn ich das hätte tun
können. Ich würde auch Gottfried Kinkel haben erschießen
lassen, obwohl ich mit ihm auf dem Fuße gegenseitiger Hoch-
achtung stand. Aber ich urteile jetzt gerechter. Ihr Vater war
liberal — sehr liberal — aber auch gut national. Er
würde, wenn er heute noch lebte und im Reichstag fäße,
wohl auf denselben Bänken (unter den Nationalliberalen)
Platz genommen haben, wie Sie.“
Berlin, 28. Mai, 5. Juni, 13., 15., 21., 23., 24., 27. und
30. Juli 1870. Unterredungen mit dem Schriftsteller Moritz
Busch, betr. Aufträge für die Presse, über folgendes Thema:
Oesterreich und Napoleon sollen in der „Nordd. Allgemeinen
Zeitung“ nicht zu sehr belobt werden; die Unbegründetheit der
Nachricht von einer ungewöhnlichen Tätigkeit in der Herstellung
von Kriegsmaterial in Spandau; die Entsagung des Prinzen
Leopold von Hohenzollern auf den Thron von Spanien erfolgte
nicht infolge eines Druckes von Ems und war nicht ganz uner-
wartet; die Veränderung der Situation durch die herausfordernde
Sprache Gramonts und Benedettis Vorgehen in Ems, die Haltung
der süddeutschen Höfe, Bismarcks Berufung nach Ems, und Ver-