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allein da. Gerlach sagte: es fehlen den Konservativen aus-
geprägte Ideen, geeignet, in das Volk geworfen zu werden,
wie die Radikalen sie haben.
Bismarck erzählte, wie er Mißtrauens-Adressen aus
seinem Wahlkreise erhalten habe, daß er nicht rechts genug sei,
wie er nun in Brandenburg einen ganzen Abend 600 seiner
Wähler harangutert und sie namentlich über die deutsche Frage
aufgeklärt habe, über welche sie sehr konfus gewesen.
Berlin, Ende der 1840er Jahre.
Unterredung mit A. Andrae Roman, be-
treffend Professor Friedrich Julius Stahl
und den Präsidenten von Gerlach.)
Als Bismarck in Berlin noch höchst bescheiden in einer
Stube mit Alkoven in der Behrenstraße wohnte, empfing Frau
von Bismarck den Besuch von A. Andrae Roman mit den
Worten: Otto liegt zwar noch im Bett. Die ganze Nacht
hat er sich umhergewälzt, und als ich ihn gegen Morgen
frage: „Warum stöhnst du so, Otto? Was fehlt dir denn
eigentlich?“ antwortet er, als wenn ihm etwas weh tut:
„Er ist doch nur ein Jude!“ In dem Augenublick rief Bismarck
hinter dem Vorhang: „Ja, es ist leider wahr, er ist doch nur
ein Jude!“
„Wer denn?“ fragte Andrae Roman.
mards mit dem Prinzen Albert von Sachsen, betreffend die
politische Lage. D. d. Berlin März 1851 bei Dr. Paul Hassel;
König Albert von Sachsen Bd. II S. 128. Dezgleichen mit
dem General von Gerlach über Parlamentarisches und seine Ent-
sendung nach Frankfurt a. M. unter Rochow d. d. Berlin 6. und
14. April 1849 und Potsdam 22./23. April 1851. Gerlach,
Denkwürdigkeiten Bd. I S. 310—313 und 620.
*) Andrae Roman's Erzählung im „Daheim“ 1899, S. 138.