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Berlin, Ende Februar 1852.
Unterredung mit dem österreichischen Ge-
sandten in Berlin, Freiherr Prokesch von
Osten, betreffend die Flottenangelegen-
beit.“)
Bismarck: „Es liegt Preußen im Grunde sehr wenig
daran, sich an einer Nordseeflotte zu beteiligen; es hat sich
dazu nur auf Aufforderung von Hannover und Bayern bereit
erklärt. Ein Flottenverein ohne Preußen ist bereits ver-
worfen, überdies unmöglich, weil sich die Kosten nicht auf-
bringen lassen. Ein Flottenverein mit Preußen ist, wenn
sich Oesterreich nicht dagegen setzt, allerdings möglich, aber
auch nicht wahrscheinlich, weil vor Beendigung der Berliner
Jollkonferenzen mehrere Staaten sich nicht erklären können
und wollen. Preußen kann aber nicht bis dahin warten,
weil das Wann ungewiß ist, und die Kosten des Wartens zu
hoch steigen würden. In den ersten Tagen des April muß
also die Auflösung erfolgen. Da aber niemand Schiffe haben
will, so wird Preußen der Uebernehmer sein und sie nach der
Ostsee führen. Bedarf die Nordsee einmal des Schutzes, so
kann auch die preußische Ostseeflotte sie schützen. Vielleicht
ließe sich später eine Zollvereinsflotte ins Leben rufen.
Was die Ligquidierung der Vergangenheit betrifft, so
möge doch der Bund aussprechen, daß der Verlust auf den
Wert der Schiffe und die Erhaltungskosten von allen Staaten
*) Aus den Briefen des Grafen Prokesch von Osten
1849—1855 S. 243. Bismarck war am 22. Februar 1852 in
Berlin eingetroffen.