Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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100 000 uneingestanden zu überschreiten. Mit 200 000 Mann 
würden Eure Mojestät in diesem Augenblick Herr der gesamten 
europäischen Situation werden, den Frieden diktieren und in 
Deutschland eine Preußens würdige Stelle gewinnen können. 
Frankreich ist nicht im Stande, neben der Leistung, mit der 
es in der Krim beschäftigt ist, bedrohlich an Preußens West- 
grenze aufzutreten. Oesterreich hat seine disponiblen Kräfte 
in Ost-Galizien stehen, wo sie von Krankheiten mehr Verluste 
erleiden, als auf den Schlachtfeldern. Sie sind festgenagelt 
durch die, auf dem Papier wenigstens, 200 000 Mann starke 
russische Armee in Polen, deren Marsch nach der Krim die 
dortige Situation entschieden haben würde, wenn die öster- 
reichische Grenzaufstellung ihn hätte zulässig erscheinen lassen. 
Jene beiden Armeen stehen einander gegenüber fest, und es 
ist für Preußen möglich, durch seinen Beistand einer von ihnen 
die Oberhand zu gewähren. Die Wirkung einer englischen 
Blokade, welche unsere Küste treffen könnte, würde nicht 
gefährlicher sein, als die wenige Jahre früher mehrmals aus- 
gestandene, Preußen ebenso vollständig abschließende, dänische, 
und aufgewogen durch die Erlangung seiner und der deutschen 
Unabhängigkeit von dem Drucke und der Drohung einer öster- 
reichisch-französischen Allianz und Vergewaltigung der zwischen- 
liegenden Mittelstaaten.“ 
Der König war nicht unempfänglich für die überzeugte 
Stimmung, in welcher Biesmarck ihm die Sachlage und die 
Eventualitäten darstellte; er lächelte wohlgefällig und sagte 
im Berliner Dialekt: „Liebeken, das is sehr schöne, aber 
es is mich zu teuer. Solche Gewaltstreiche kann ein Mann 
von der Sorte Napoleon wohl machen, ich aber nicht.“) 
  
*) Berlin 4. März 1854, Unterredung mit General von 
Gerlach betreffend das Verbleiben des Ministers Manteuffel im 
Amte. „Denkwürdigkeiten“, Bd. II S. 117; Berlin 5. März 
1854 Unterredung mit General v. Gerlach betreffend die Mobil- 
machung. „Denkwürdigkeiten“", Bd. II S. 119; desgl. Berlin
	        
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